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Freizeit Unser Lagerfeuer

Freizeit: Unser Lagerfeuer

Der Fernseher galt lange als Lagerfeuer des Medienzeitalters, weil Sendungen wie »Dallas« oder »Wetten, dass…« den Großteil der Gesellschaft vor den Geräten versammelten, ihnen so gemeinsame Erfahrungen bescherten und ein Gesprächsthema für den nächsten Bürotag. Im 21. Jahrhundert mit Mediatheken, 500 Sat-Sendern und Internet-TV erreicht natürlich keine Sendung mehr die gefühlte 100 Prozent-Quote (außer es ist gerade Fußball-WM).

Nicht geändert hat sich, dass das Einzige, was noch mehr Spaß macht, als tolle TV-Serien zu gucken, mit Freunden über die Figuren und modernen Märchen zu reden ist; wie sehr sie uns ans Herz wachsen, wie wunderbar das alles aussieht, wie das wohl alles endet. In der November-Ausgabe von NEON geben wir 16 Tipps für das Leben im TV-Paradies: Wie groß muss der Fernseher sein? Was muss man alles gesehen haben?

In diesem Artikel teile ich einige meiner Lieblingsfernsehmomente. Es ist nur eine Auswahl. Eine sehr kleine: Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Best of-Clips, Top-TV-Momente und alte Fundstücke aus der größten Videothek aller Zeitenin den Kommentaren postet. Lasst uns darüber reden, was wir schon alles gesehen haben.

1. Wie es beginnt

Bei dem aktuellen Überangebot an Inhalten hat eine TV-Serie nicht viel Zeit, um potentielle Zuschauer zu überzeugen. Aaron Sorkins »The Newsrooom« beginnt mit einer Szene, die eigentlich das Gegenteil von Action ist: einer Podiumsdiskussion. Und trotzdem ist da Spannung. Und Witz. Und das Thema. Und ein Versprechen. Und so vieles mehr.

2. Was ich nie wieder vergessen werde

Dieser Clip ist natürlich eine Zumutung für die 49% der deutschen Zuschauer, die keine Fans des FC Bayern München sind. Ich habe trotzdem nach zehn Sekunden eine Gänsehaut, die so hartnäckig ist wie ein Tattoo. Der Clip ist ein Denkmal an eine historische Saison – und zeigt, dass das Internet – neben seiner Funktion als EKZ, Rotlichtbezirk und Weltuniversität – längst auch das kollektive Gedächtnis der Fußballfans ist. Hier warten die besten Tore, Szenen, Spielerportraits darauf, von uns entdeckt zu werden. Wir sind alle Spielerscouts.

3. Was die Sache ganz gut auf den Punkt bringt (I)

Ich glaube ich bin nicht der einige Mensch, der in den 90er Jahren aufgewachsen ist, und der von sich behaupten kann, dass die »Simpsons« das Einzige waren, was zwischen ihm und der EEG-Flatline standen. In der Schule habe ich mehrere Jahre ausschließlich mit »Simpsons«-Zitaten mit meinen Freunden kommuniziert – the message was the medium. Es ist für mich deshalb unmöglich, meine Lieblingsszene der Serie auszuwählen. In dieser Sequenz wird deutlich: bei den Simpsons geht es um das große Ganze, den Menschen an sich.

4. Was die Sache ganz gut auf den Punkt bringt (II)

Der bayerische Ministerpräsident und Meisterpopulist Josef Strauß ist seit mehr als 25 Jahren tot. Trotzdem ist diese Übersetzung von Loriot immer noch aktuell – nach dem vergangenen Wahlkampf sozusagen: alternativlos.

5. Wie es enden wird

Das Ende einer TV-Serie, hat »Breaking Bad«-Mastermind Vince Gilligan kürzlich in einem Gespräch mit NEON gesagt, muss in ihrer DNA angelegt sein. Die letzte Sequenz des Totengräber-Epos »Six Feet Under« ist deshalb nicht nur sehr kitschig, sondern auch sehr richtig. Es geht um den Tod. Und der geht uns alle an.