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Liebe Sextualunterricht

Liebe: Sextualunterricht
Das Summen, Piepsen, Plingen, das signalisiert, dass eine neue Nachricht auf dem Smartphone eingegangen ist, führt erwiesenermaßen zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Der Herzschlag erhöht sich. Der Adrenalinspiegel steigt. Das mag daran liegen, dass wir uns freuen, dass da draußen jemand an uns denkt. Oder daran, dass die Nachricht mit so einiger Wahrscheinlichkeit ein Nacktbild oder anderen schönen Schmutz enthält.

Vier von fünf US-amerikanischen Studenten, berichtet das Magazin »Time« haben schon Nude Selfies oder sexuell aufgeladene Textnachrichten empfangen oder verschickt. Und zumindest bei diesem Thema hinkt Europa den USA nicht hinterher. Sexting, das Ausdrücken sexueller Erregung mithilfe moderner Kommunikationstechnik, gehört zu unserem digitalen Alltag wie niedliche Katzenbilder; es ist einfach, macht Spaß und: Scheiß drauf. Zumindest wenn man sich an den Regelkatalog hält, den wir in der Februar-Ausgabe von NEON aufgestellt haben (Regel #2: LOL löst nicht alle Probleme / Regel #5: Gib dir Mühe). Denn so lange bei Austausch von Texten und Bildern mit FSK 18 alle Beteiligten ihren Spaß haben, ist gegen die Kulturpraxis nichts zu sagen.

Oder wie seht Ihr das? Habt ihr schon einmal Nacktfotos oder Nachrichten verschickt, die mit »Ich will, …« begannen und dann weiter gingen und vielleicht auch zu weit? Wie viele Nacktfotos und nicht jugendfreie Nachrichten sind auf Eurer Laptop-Festplatte und dem SMS-Verlauf gespeichert? Habt ihr schon mal eine Nachricht verschickt, für die ihr Euch drei Sekunden nach dem Druck auf den Send-Knopf geschämt habt? Und habt ihr schon mal Nacktfotos, die ihr bekommen habt, mit Freunden oder dem Netz geteilt? (Regel #6: Schauen und Schweigen). Oder steht ihr eher auf der Seite der niedersächsischen Pädagogengruppe, die im November einen Brandbrief gegen den Sexting-Trend veröffentlichten (»alle Handys sind voller Nacktfotos«)? Das ZDF drehte daraufhin einen absolut unvereingenommenen Filmbeitrag (»Sexting wird immer mehr zum Problem«), in dem die Phänomene Porno, Mobilkommunikation und Miley Cyrus zu einem giftigen Cocktail verrührt und verpixelte Hardcore-Pornos mit Grundschulklassenfotos gegengeschnitten wurden. Ist die Aufregung in euren Augen berechtigt?

Und am allerwichtigsten: Habt ihr Ratschläge oder Tipps für die NEON-Community, mit welcher App, Gadget oder Medienkanal (Brieftaube?) verschickt ihr am liebsten intime Nachrichten und wie vermeidet ihr peinliche Kommunikationspannen?