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Freizeit »Wir sind alle egozentrisch«

Freizeit: »Wir sind alle egozentrisch«
Die dritte Staffel von »Girls« läuft ab dem 16. April immer mittwochs um 20:15 Uhr auf dem Privatsender TNT Glitz.

Die 26-jährige Zosia Mamet spielt in der Serie »Girls« die Neurosenschleuder Shoshanna – hier erzählt sie, warum Unsicherheit auch positive Seiten hat und was man macht, wenn ältere Frauen in der U-Bahn über Oralsex reden möchten.

»Girls« wird vor allem dafür gelobt, dass die Serie das Leben in New York nicht glorifiziert, sondern den Alltag, die Unsicherheiten und Ängste der Mittzwanziger abbildet. Es wird wirklich ziemlich viel gejammert und gegrübelt. Ist unsere Generation weinerlich?
Das hat nichts mit unserer Generation zu tun. Ich glaube eher, dass es die Zwanzigjährigen noch nie besonders einfach hatten. Die Gesellschaft erwartet, dass man sich wie ein Erwachsener verhält, dabei hat man gefühlt vor wenigen Momenten noch mit Puppen gespielt. Diese Diskrepanz erzeugt Angst und Unsicherheit. Man muss ja erst einmal herausfinden, wie man sich eigentlich als Erwachsener so benimmt.

Wie lief dieser Prozess bei Dir ab?
Oh Gott, Ich fühle mich nicht erwachsen und bin noch ziemlich unsicher. Ich liege auch oft nachts wach im Bett. Dann geht meine Fantasie mit mir durch und ich mache mir Sorgen: darüber, dass ich mich verlieben könnte, dass ich enttäuscht werde, dass ich meinen Freund nerve oder dass er mich verlässt. Es ist so ein Mix an Themen und Ideen, die mir oft das Gefühl geben, neurotisch zu sein.

Du bist seit einem Jahr mit dem Schauspieler Evan Jonigkeit zusammen, der auch bei »Girls« mitspielt. Ist er der Erste, der diese Form der Paranoia bei Dir auslöst?
Nein, das hatte ich schon immer. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel einen Monat lang in Los Angeles gedreht. Evan konnte mich nicht begleiten, weil er in New York ein Theater-Engagement hatte. Ich hatte dann plötzlich die fixe Idee, dass er in meiner Abwesenheit merken würde, dass er mich gar nicht liebt und besser mit mir Schluss machen sollte. Aber das war natürlich Quatsch. Evan findet diese Neurosen zum Glück ziemlich niedlich.

Wie hast Du gelernt, mit ihren Ängsten umzugehen?
Ich lerne es immer noch. Es ist auf jeden Fall schon mal gut, zu erkennen, dass ich gerade wieder eine neurotische Phase habe. Meistens passiert das, wenn ich müde und ausgelaugt bin.

Du hast einmal erzählt, dass Du beim ersten »Girls«-Casting wegen einer Lungenentzündung so mit Medikamenten vollgepumpt warst, dass Du dich an nichts erinnern konntest – außer an den Traum, auf den Besprechungstisch gekotzt zu haben.
Was aber Gott sei Dank nicht passiert ist. Aber nach dem Casting hörte ich einige Tage nichts von meinem Agenten, das war absolute Folter. Ich dachte die ganze Zeit: Ich hatte die Chance meines Lebens, und ich habe es vollkommen versemmelt.

Du bekamst dann trotzdem eine feste Rolle in »Girls«. In der Serie sind alle Charaktere ziemlich mit sich selbst beschäftigt. Erkennst Du Dich darin wieder?
Natürlich, wir sind alle egozentrisch – in kleinen Dosen ist das ja auch gesund. Ich glaube, dass das ein Generationeneffekt ist. Uns wurde versprochen, dass uns die Welt offen steht. Wenn wir dann mal das Wort Nein hören, werden wir sauer und traurig. Viele meiner Freunde sind aufs College gegangen, um die Welt kennenzulernen und zu verstehen, und dann bekamen sie nicht mal einen Job.

Hat Deine Unsicherheit auch eine positiven Seite?
Ich bin sensibler und kann mich dadurch gut in die Schwierigkeiten der Figuren hineindenken. Shoshanna zum Beispiel denkt immer darüber nach, ob sie ja auch alles richtig macht und was andere Menschen von ihr denken. Man darf sich aber nicht von der Meinung anderer abhängig machen. Deshalb google ich auch nie meinen Namen im Internet.

Nie?
Nie! Ich habe es noch nie gemacht. Es wäre zu überwältigend. Alle diese Stimmen zu hören und all diesen Meinungen nachzugehen – was soll das bringen?

»Girls« ist eine vielfach preigekrönte Serie: Nimmt die Unsicherheit nicht ab, je mehr Anerkennung man bekommt?
Ich glaube eher, dass der Ruhm die Unsicherheit noch verstärkt. Plötzlich stehst du im Fokus, viele kennen, kritisieren und bewerten dich. Als Unbekannte hat man noch seine Anonymität. Viele denken, dass ich wie meine Figur Shoshanna bin. Eine ältere Frau sprach mich kürzlich in der U-Bahn an, zwinkerte mir zu und sagte, in Bezug auf eine Sexszene in »Girls«: »Ich verziehe mein Gesicht genau wie du, wenn mein Ehemann mich oral befriedigt.« Das war mir ein bisschen unangenehm. Ich musste ja noch bis zur Endstation neben der Frau sitzen bleiben.

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