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Freizeit Fußball ist euer Leben

Freizeit: Fußball ist euer Leben

Menschen. Man muss sie einfach lieben. Sie sind überall, und es gibt so verdammt viele von ihnen. Allein 80 Millionen in Deutschland – das ist toll, wirklich. An 333 Tagen im Jahr bin ich ganz Philanthrop. Aber wenn mich zur WM einer von ihnen fragt, ob wir nicht »bei einem Bierchen« oder »auf der Straße« Fußball gucken möchten, muss ich grimmig die Arme verschränken. Darin bin ich Weltmeister. 5 Gründe, warum ihr beim »Private Viewing« besser zu Hause bleiben solltet.

»Hey, wollen wir heute Abend Fußball schauen?«

Nein. Nein. Nein. Nein. Nein.

Nein.

Du bist ein toller Typ und ich mag dich sehr – aber Fußball gucken möchte ich mit dir nicht. Ich schreibe das, weil ich dir (und deinesgleichen) im realen Leben nicht das Herz brechen möchte. Dazu bin ich ein viel zu netter Typ, der auf die Gefühle anderer achtet. Apropos, hier eine Empfindung, die in mir hochkommt, wenn ich mit dir Fußball schauen muss:

Schmerz.

Du gehörst der Gattung »Event-Fan« an, und hey, das ist voll okay. Tummelst dich auf der Straße, wenn »Jogis Jungs« gegen andere Nationen kicken. Trägst schwarzgoldene Partyhüte, trinkst goldgelbes Bier. Bist immer gut drauf. Singst, tanzst und lachst. Aber sei ehrlich: Fußball ist dir doch pupsegal.

Auch das ist okay. Du kurbelst die Wirtschaft an, trägst zur »positiven Grundstimmung« im Land bei. Aber bitte zieh mich da nicht mit rein. Bei dem wichtigsten aller Fußballturniere möchte ich nur eins: meine Ruhe.

5 Gründe, wieso Private Viewing das einzig Wahre ist:

Aus Liebe zum Spiel
Drop-Kick, Doppel-Sechs, falsche Neun, hängende Spitze – hä? Fußball ist eine Wissenschaft für sich. Da muss man fokussiert bleiben, auch abseits des Balles beobachten. Alleingucken schärft die Sinne. Irgendwann fällt der Groschen – und ihr »guckt« nicht nur ein Spiel, sondern »versteht« es.

Echte Emotionen
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber in Schland-Gesellschaft bin ich nur zu einer Emotion fähig: Party. Unter Menschenmassen, Bierdunst und Gebrüll fällt es mir einfach schwer, mich gehen zu lassen – ich bin da etwas eigen. Aber alleine im WM-Wohnzimmer heule ich Rotz und Wasser, wenn Neymar der Wirbel gebrochen wird, spucke Gift und Galle, wenn mein Buddy Özil die Schultern hängen lässt und lache laut und lauthals , wenn Müller ein Freistoß-Trick misslingt. Klar sind diese Emotionen auch in der Spaßgesellschaft möglich – allerdings in abgeschwächterer Form. Keeping it unreal.

Hallo, hier spielt die Musik!
Was bedeuteut eigentlich Abseits? Warum denn jetzt falscher Einwurf? Wieso »schwimmt« denn die Neun? Es gibt keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten. 3 Euro ins Phrasenschwein, bitte. Tatsächlich gibt es beides – zur WM vermehrt. Aber wer allein ist, der kann sich auch keine dummen Fagen stellen – oder?

Zu Hause ist es am schönsten
Ich glaube, es war der große Sepp Herberger, der einmal sagte: Nirgends ist es schöner als auf der Couch. Oder so ähnlich. Egal ob es stürmt, schneit oder die Blase schreit – am entspanntesten ist es beim Private Viewing.

1 Freund sollt ihr sein
Kleidung – wer braucht die schon? Hose runter, Knopf auf und Rolladen schließen! Daheim könnt ihr Schweinsein, hier ist kein Platz für Peinlichkeiten. Niemand sieht euch zu – außer der Fußballgott.

Foto: Thomas Kierok / laif