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Liebe Ausziehen!

Liebe: Ausziehen!

Für die aktuelle Ausgabe von NEON hat unsere Autorin Theresa Breuer ein Naturistencamp in Norditalien besucht. Dort sind die Menschen nackt. Alle. Überall. Theresa vermeidet es normalerweise, sich nackt zu zeigen. Eine Schocktherapie.

Theresa ist eigentlich kein ängstlicher Mensch. Sie ist in Indonesien auf Vulkane geklettert, hat hausgebrannten indischen Schnaps probiert und ist per Anhalter über die Halbinsel Sinai gefahren. Jetzt steht Theresa in einem Camp, wo alle um sie herum nackt sind. Auch sie hat sich ausgezogen, steht ungeschützt und gut ausgeleuchtet auf einer Wiese. Sie schreibt: »Ich hatte nie so große Angst wie jetzt.« Dennis aus Holland sagt ihr, sie solle eine halbe Stunde warten. »Dann wirst du vergessen haben, dass du nackt bist.« Aber sie vergisst es nicht. Nicht beim Mittagessen. Nicht beim Billardspielen. Nicht beim Tischtennis, wo der Ball auf und ab hüpft, genau wie die Brüste, Arschbacken und Penisse der Spieler.

Für ihre Reportage wollte Theresa Breuer für eine kurze Zeit Teil der Naturistengemeinschaft zu werden. Die European Naturist Youth (ENY) organsisiert regelmäßig Nacktfreizeiten. Auf einer Ferienanlage in der Nähe von Turin lernt Theresa gut fünfzig Menschen aus Frankreich, Italien, Deutschland und Holland kennen, die zusammen nackt sein wollen.

»Die Naturisten waren sehr, sehr guter Laune. Sie sind ja sehr, sehr gerne nackt. Ich fühlte mich als Antinaturistin weniger gut. Egal: Ich wollte verstehen, warum die Naturisten kleiderlos essen, spielen, wandern.« Das Experiment unter Nackten ist für Theresa auch eine Schocktherapie, denn seit ein Exfreund mal ihre Waden als dick bezeichnet hatte, ist sie davon überzeugt, dass ihre Beine abartig aussehen. »Ich hoffte, dass es mir gelingen würde, endlich meinen Körper zu akzeptieren. Und so mehr Spontanität und Freiheit zu erlangen«, schreibt sie.

Die Nudistenklischees, die hartnäckig in Theresas Kopf rumgeisterten: Dicke, alte, faltige Deutsche, die Dialekt sprechen und im Wald nackt Spaziergänger erschrecken. Damit, soviel sei verraten, hat das Naturistencamp nichts gemein. Die Leute hier sind ganz normal. »Es sind weder Männer mit Waschbrettbauch noch 90-60-90-Frauen unterwegs. Niemand baggert peinlich herum, schaut mich komisch an oder bringt einen dummen Spruch.«

Wer Theresas Artikel liest, wird schnell feststellen, dass es nicht nur um die nackten Anderen geht. Es geht auch um sie. Und um Nacktscham, die ja irgendwie natürlich ist. Wie ist das bei euch? In welchen Situationen habt ihr Probleme damit, nackt zu sein? Mögt ihr euch nackt?