Freitag
13 Uhr
Mittagspause. Sehnsucht. Was tun?
Schnell in die Bahn und noch einmal mein zweitgeborenes Patenkind besuchen.
Romy ist heute 26 Tage alt und riecht trotz voll gepupster Windel nach Butterblume. Wie immer wenn ich da bin, (so sagt zumindest die Mutter) ist sie ein zufrieden glucksendes Mädchen mit ausgesprochen wachen und interessierten Augen.
Goodbye Sweetheart – ich werde Dich vermissen.
Mittagspause zu Ende. Hunger. Egal.
Der Schreibtisch ist voll und ich habe in all den Jahren noch immer kein Rezept für einen entspannten letzten Arbeitstag gefunden. Wieso ist das eigentlich so? Also an mir kann es ja nicht liegen, ich beschäftige mich schließlich seit Jahren regelmäßig mit diesem Problem. Hilfreiche Tipps sind immer willkommen!
17.45 Uhr
Mein Termin bei Elli ist genau jetzt. Genau jetzt sitze ich aber im Taxi, nachdem ich mit wehenden Fahnen aus dem Büro gerannt bin. Ich weiß schon, blöde Idee am letzten Arbeitstag einen Spätnachmittagstermin zu machen, aber mei, in Barcelona ist noch Sandalenwetter und ich bin einfach nicht in der Lage, meine Füße selbst zu lackieren.
20.00 Uhr
Füße hübsch, Koffer gepackt, alles entspannt… allerdings nur bis zu dem Moment, in dem ich merke, dass ich die ausgedruckten Boardingpässe im Büro hab liegen lassen. Wie gut, dass ich nicht alleine, sondern mit meiner Freundin fliege. Ein Anruf bei Mieke; kein Problem sagt sie, geht klar.
Mein Koffer ist schon gepackt und ich hab vergessen ein Bild von dem Klamottenchaos zu machen – auch kein Problem, sagt Mieke, und, ob wir Ronja nicht mitnehmen können?
Samstag
08.00 Uhr
Die herzliche Dame unter mir, die mich immer an meine Omi erinnert, wird sich sicher freuen. Ich stelle ihr meinen Blumenstrauß vor die Tür.
09.15 Uhr
Wir sind am Flughafen. Der Flieger geht um 10.30 Uhr. Ich war seit Jahren nicht so zeitig am Check-in. Deshalb musste ich aber auch selten Schlange stehen, so wie wir jetzt.
Obwohl wir sofort zum Security Check gehen und ohne Abstecher in den Duty Free direkt zum Gate, ist irgendetwas schief gelaufen. Als wir dort ankommen steht auf der Anzeige in roten Lettern: GATE CLOSED. Wir sind nicht allein, zum Glück gibt’s es noch einen dritten Passagier, der zu spät ist. Somit ist wohl erst recht klar, dass es nicht unsere Schuld sein kann. Die Stewardess greift zu Hörer und bekommt anscheinend ein »ok«. Wenigstens hier mussten wir nicht Schlange stehen.
13.30 Uhr
Ich liebe den Geruch von Barcelona. Und kann es kaum erwarten, in die Stadt zu kommen. Die wegweisenden Schilder beachte ich längst nicht mehr. Bei zwei Besuchen im Jahr, ist es immer ein bisschen wie »nach Hause kommen« … da kennt man den Weg einfach.
14.15 Uhr
Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die nichts gegen Tauben haben. Auch nicht, als ich das warme Exkrement auf meinem Unterarm spüre. So ein Vogelschiss soll schließlich Glück bringen. Ich fühle mich gesegnet. Erspare Euch aber das Foto.
16.15 Uhr
Zeit für den ersten kulinarischen Abstecher. Wir gehen in eine meiner liebsten Tapasbars, die Bar del Pla in der Calle Montcada. Wenn man dort abends essen will, geht das nur mit Reservierung. Um die Zeit finden wir zwei Plätze an der Bar.
Que aproveche. Guten Appetit.
17.15 Uhr
Geschafft und satt wollen wir direkt in das Leben der Spanier eintauchen. Das bedeutet um diese Uhrzeit: Siesta.
Wir legen uns hin, decken uns zu, schließen die Augen. Warten. 10 Minuten, 20 Minuten… die Stadt brummt – wir stehen wieder auf.
Schlafen kann man, wenn man alt ist.
21.00 Uhr
Wiedersehen mit Freu(n)den: Valeska ist der beste Geheimtipp von Barcelona. Sie hat für jeden Club Freikarten, weiß an welchen Tagen man umsonst in welches Museum kommt und wo man die besten Tapas isst. Sie spricht fließend spanisch und deutsch (und englisch, italienisch und französisch, glaub ich auch…).
Hier ein paar Tipps:
Abendessen über den Dächern der Ramblas: Attic, Ramblas 120, unbedingt reservieren.
Immer gute Live-Musik mit internationalem Publikum: Cafe Royale, Carrer Nou de Zurbano, 3.
Der absolute Newcomer-Tipp: Ocana, Placa Reial 13. Bar, Restaurant und Club in einer alten Druckerei auf mehreren Ebenen.
Warum gibt es das eigentlich nicht in Hamburg?
… el noche loco…
Auf dem Heimweg kann ich einfach nicht widerstehen.
Sonntag
11.00 Uhr
Mieke muss vor mir wach gewesen sein. Es riecht nach Café Latte und frischem Rührei. Meine Frühstücksfee – immer wieder ein Genuss.
Ein Blick aus dem Fenster:
Bei dem Sauwetter da draußen entscheiden wir uns für Entschleunigung in Jogginghose.
Wir reden über Träume.
Wir meditieren. Unsere Musik ist der Regen.
Wir starten eine Squat-Challenge (hört sich fancy an, aber jeder kennt es aus dem Schulsport – es handelt sich um Kniebeugen). Wir machen 205 davon.
15.00 Uhr
Inside-seeing. Wir sind in einer Künstlerwohnung. Bei dem neusten Ausstellungsstück handelt es sich um einen Geburtsstuhl aus den 40er Jahren.
Komfortabel ist was anderes.
17.00 Uhr
Langsam haben wir echt Hunger. Es gießt immer noch wie aus Kannen. Außerdem wird es schwierig um diese Uhrzeit ein Lokal zu finden, in dem die Küche geöffnet hat. Remember? Siesta-Time!
Aber wir finden was, und sogar was ziemlich nettes.
Im Origens essen wir Salat mit Ziegenkäse und eine vegan gefüllte Aubergine. Hört sich profan an, ist aber ziemlich lecker. Und wieder kommt mir der Gedanke, es doch endlich mal auszuprobieren: Ein Leben ohne tierische Lebensmittel. Vielleicht zumindest für eine Woche? Jeder der es mal gemacht hat, erzählt von einem so viel besserem Körpergefühl und Rotwein ist doch auch vegan, oder?
19.00 Uhr
Mieke findet ich sollte tiefer in die Social Media Welt eintauchen. Recht hat sie. Gesagt, getan. Ab sofort bin ich neben Facebook auf 3 weiteren Kanälen zu finden: Instagram, youtube und Google+. Kann der Karriere ja nur gut tun.
21.00 Uhr
Weil wir heute bestimmt keinen Fuß mehr vor die Tür setzen, leben wir von dem, was der Kühlschrank hergibt.
23.30 Uhr
Wieso muss man eigentlich immer erst wegfahren, um so einen entspannten Tag zu haben? Manchmal braucht es nicht viel um glücklich zu sein.
