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Politik Unser Blut, unser Boden, unser Blog

Politik: Unser Blut, unser Boden, unser Blog
Die »Identitäre Generation« ist der erste europäische Club für junge Rechte. Mit Webvideos und Globalisierungskritik wirken sie sehr modern. Eigentlich ­planen sie einen neuen Kreuzzug. Eine Reise in die Hauptstädte der Bewegung.

Philippe Vardon, Lorenzo Fiato, Alexander Markovics und Nils Altmieks sehen aus wie ordentliche junge Männer, vielleicht ein bisschen langweilig. Sie tragen Poloshirts und pastellfarbene Hemden, die sie in die Hose stecken. Aber wenn die Jungs Spaß haben wollen, dann treffen sie sich nicht zum Billard, sondern gehen raus in ihre Städte und mischen, wie sie es nennen, ein paar Multikultis auf.

Sie stürmen einen Hungerstreik von Flüchtlingsaktivisten in einer Wiener Kirche. Sie ­ziehen sich Totenkopfmasken auf und rumpeln zu russischem Nazitechno durch ein Frank­furter Kulturfestival. Oder sie stellen sich mit ­signalfarbenen Jacken in eine französische ­U-Bahn und behelligen die Fahrgäste mit patriotischen Aufklärungsversuchen. Sie machen Krach, sie stören, fallen auf und brüllen Parolen wie »Heimat – Freiheit – Tradition«.

Nach wenigen Minuten ist der nationalisti­sche Flashmob vorbei. Denkt man. Den ordentlichen jungen Männern geht es schließlich nicht nur darum, den friedlichen Alltag zu stören; obwohl, das macht sie schon alles ganz schön krank, das Zusammenleben unterschiedlicher Menschen, das Nebeneinander von Schweinegulasch und Falafel-Ständen. »Multi­kulturalis­mus ist Bürgerkrieg«, sagt Philippe Vardon. Eigentlich aber wollen sie Videos der ­Aktionen drehen, die sie im Netz verbreiten. Die Demons­trationen dienen nur noch den Dreharbeiten für eine neue Form von Propaganda.

Die jungen Männer sind Mitglieder der sogenannten Identitären Generation, eines europäischen Netzwerks junger Rechtsradikaler. In Frankreich, wo die Gruppe gegründet wurde, nennt sie sich auch stolz »Generation Anti-­Abschaum«. Mittlerweile gibt es etwa 2000 Identitäre in Frankreich, Österreich, Deutschland, Italien, Skandinavien und Mitteleuropa. In einem Manifest nennt sie sich die »Bewegung, die auf unsere Identität, unser Erbe, unser Volk und unsere Heimat schaut und erhobenen Hauptes dem Sonnenaufgang entgegengeht«.

Versucht man zu verstehen, was die Identi­tären antreibt und ob sie in Zukunft eine Gefahr für die europäischen Demokratien darstellen, muss man eine Reise über den Kontinent machen. Man fährt in deutsche Provinzstädte und auf italienische Schlösser, nach Nizza und Wien. Man lernt eine Bewegung kennen, die gleichzeitig modern und archaisch ist, irgendwie innovativ und doch schrecklich bekannt.

Station 1: Nizza

Es ist nicht schwer, Philippe Vardon in Nizza­ zu treffen. Man kennt ihn hier, er ist so etwas wie eine Lokalgröße, die Presse bezeichnet ihn zärtlich als »Obélix niçois« – wegen seiner stämmigen Statur und wohl auch wegen des sturen Kopfes. Weil ihm dieser Vergleich sicher­lich gefällt – die Gallier gegen das Imperium –, beschließt man, ihn nicht darauf anzusprechen. Philippe Vardon sitzt also in der »Lou Bastioun«, dem identitären Vereinsheim in Barla ­Arson, einem kleinbürgerlichen Stadtteil mitten in Nizza. Über Barla Arson sagt er: »Es ist ein gutes Viertel hier, nicht so gemischt.« Das Vereinsheim, in dem sich nachmittags viele ­Jugendliche zum Kickern treffen und in dem Lesungen und Selbstverteidigungskurse an­ge­boten werden, hat er zu einem sozialen Knoten­punkt gemacht. Aber nicht jeder ist hier willkommen: Einwanderer, Muslime, Amerikaner, die anderen. »Wir sehen ja in der Realität, dass das Zusammenleben der Völker nicht funktioniert«, sagt Jean-David Cattin, 29 Jahre, Webmarketing-Fachmann, der ursprünglich aus der Schweiz stammt und so etwas ist wie Vardons rechte Hand. Und Vardon doziert: »Der Islam ist nicht einfach eine Religion, sondern eine Nation mit dem Ziel, die ganze Welt zu unterwerfen.«

Philippe Vardon hat die Identitären mit begründet und ist immer noch ihr inoffizieller Sprecher. Offiziell ist er gar kein Mitglied mehr. Es gibt nämlich eine Regel, die besagt, dass Menschen über dreißig den Verein verlassen müssen. »Wir wollen nicht, dass uns ältere Menschen diktieren, wie man Aktivismus macht«, sagt der Webfachmann Cattin, »wir sind jung und unterscheiden uns so von anderen Gruppen.« Das Höchstalter ist wahrscheinlich ein guter Schachzug, weil so verhindert wird, dass sich Ewiggestrige und politische Altlasten der erfolgreichen Bewegung anschließen. Die wird so zu einer Art radikalem Ausbildungsbetrieb, in dem die jungen Mitglieder geschult und dann in die politische Laufbahn entlassen werden. Philippe Vardon will mittlerweile selbst Politik machen: Für seine Partei Nissa Rebela kandidierte er vergangenes Jahr für das Bürger­meisteramt. ­Seine Frau sitzt bereits im Bezirksrat.

Die Identitären sind so etwas wie der Versuch eines Rebrandings der rechten Politik, des Versuchs also, alte Inhalte neu zu verpacken. Sie grenzen sich ab von Altnazivereinen wie der DVU oder den Glatzengangs, die die braven Bürger in der Tagesschau erschrecken. Sie sprechen auch weniger von Volk oder Rasse oder Nation, sondern verwenden moderne ­Begriffe, die politisch unbelastet und positiv aufge­laden sind – wie eben »Identität«. Sie ­wenden sich gegen die Masseneinwanderung von Flüchtlingen, den Islam, die Globalisierung und die Multikulti-Gesellschaft. Die Identitären­ sind eine kleine Gruppe – aber sie vertreten eine Haltung, die gar nicht so wenige ­Menschen teilen. Es ist in Europa inzwischen ziemlich normal, ein Problem mit Einwanderung, globaler Wirtschaft und dem zu haben, was gerne als »liberaler Mainstream« bezeichnet wird: Bücher, die gegen »rot-grün ­versiffte Politik« hetzen oder den Niedergang Deutschlands durch muslimische Migranten beschwören, werden zu Bestsellern. Vor einiger Zeit erklärte Bundeskanzlerin Merkel offiziell, dass das Konzept Multikulti gescheitert sei. Die CSU machte Wahlwerbung mit dem Spruch »Wer betrügt, der fliegt!«, um alle potenziellen Sozial­­betrüger aus Rumänien und Bulgarien vor­­sorglich zu warnen. Am Ergebnis der Wahlen zum Europäischen Parlament zeigte sich im Frühsommer, dass ein beträchtlicher Anteil der europäischen Wähler das sogar noch ­drastischer sieht: Die rechtsnationale Le-Pen-Partei Front National gewann die Wahl in Frankreich, in England erhielt die antieuropäische UK Independence Party über ein Viertel der Stimmen, in Deutschland holte die Alternative für Deutschland sieben Prozent – auch bei Wählern zwischen 18 und 35.

Station 2: Mailand

Lorenzo Fiato sitzt vor dem altehrwürdigen Castello Sforzesco, in dem er vor einem Jahr die italienischen Identitären gegründet hat, auf der Wiese und doziert über europäische Geschichte. »Faschismus interessiert uns nicht«, sagt er verächtlich: »Zu nostalgisch.« Gegen eine Zeitmaschine hätte Fiato allerdings nichts, der 20-Jährige hat gerade Abitur gemacht und liest in seiner Freizeit gerne Bücher über das alte Rom: »Das ist für mich die ideale Staatsform gewesen. Dahin müssen wir zurück.«

In dem Castello trifft sich der Ortsverein jeden Samstag, um über Texte zu sprechen und Aktionen zu planen. Man lernt hier vor allem, dass die Identitären eine zersplitterte Gruppe ohne festes Programm sind. Anders als die französischen Kollegen schimpft er weniger über Einwanderung. »Einwanderung ist bei uns in Mailand nicht so ein großes Problem«, sagt er. »Wir wollen vor allem den Nihilismus in der Gesellschaft beseitigen.« Lorenzo ­Fiato mag das Italien nicht, in dem er lebt, das ­Italien, das Orangen aus Spanien importiert, obwohl die sizilianischen Orangen doch viel besser schmecken. »Die Globalisierung zerstört alles – unsere Wirtschaft, unsere Kultur, unsere Identität.« Wenn man ihn fragt, ob es eine gute Idee wäre, den Kapitalismus ab­zuschaffen, ist er sich nicht so sicher. »Also«, sagt er langsam, »wir finden es besser, wenn die Dinge dort verkauft werden, wo sie produziert werden.« Wirtschaftspolitik – so weit sind sie noch nicht gekommen bei ihren samstäglichen Treffen.

Die Identitären sind vor allem eine digitale Organisation: Sie teilen sich ein Logo, das schwarz-gelbe Lambda, Webseiten im einheitlichen Design und ein Manifest, in dem sie sich als »Opfer der 68er-Generation« beschreiben. Sie setzen auf virale Videos und betreiben Facebook-Seiten. Und jeden Sommer treffen sich identitäre Aktivisten aus ganz Europa zu einer Sommerschule, in der sie Selbstvertei­digungstechniken üben, Texte rechtspopulis­tischer Denker lesen und Aktivismus lernen. Sie versammeln sich am liebsten auf Burgen und Landgütern. In diesem Jahr marschierten sie gemeinsam unter dem Slogan »Europa, Jugend, Recon­quista« durch die Straßen Wiens. Als Reconquista wird der christliche Kreuzzug gegen die arabische Besetzung Südeuropas bezeichnet. 732 ist deshalb die Lieblingszahl der Identitären – das Jahr, in dem ein Ritter namens Karl Martell die erste Schlacht gegen eine muslimische Armee gewann.

Die Identitären geben sich gern kapitalismuskritisch, das passt in die Zeit: In Lille, ­Paris und Lyon demonstrierten Identitäre vor ein paar Monaten vor H&M-Filialen gegen die Ausbeutung von Arbeiterinnen in Eritrea. »Wir sind die Bewegung, die Ideale und Glaube über materielle Güter stellt«, heißt es auf einer Website in einer seltsamen Mischung aus Materi­alismuskritik und schwülstigem Heroismus, »die Bewegung, die die Selbsthingabe über die berufliche Karriere stellt, die den heroischen Schlag des Lebens gegenüber der wirtschaftlichen Optimierung vorzieht«. Die Identitären sind vor allem deshalb eine gefährliche Bewegung, weil sie die Unzufriedenen und Unsicheren in Europa mit Globalisierungsanalyse und Identitätspolitik abholen, eigentlich aber ­gerne einen Kreuzzug starten würden. Sie machen das auf ihre Weise: In Paris besetzten Identitäre vor einiger Zeit das Dach einer Filiale der Fast-Food-Kette »Quick«, weil die es gewagt hatte, aufgrund der hohen Nachfrage einen Halal­-Burger anzubieten.

Die schon wieder

Die sogenannte Neue Rechte in Europa ist so alt wie die Europäische Union selbst. Eine Auswahl.

1956
Peter Dehoust gründet den Bund Nationaler Studenten, der 
1961 wegen nationalsozialis­tischer ­Ideologie verboten wird.

1958
In Frankreich verübt die rechts­­ex­treme »Jeune Nation« 
einen ­Bombenanschlag auf die Nationalversammlung und wird daraufhin verboten.

1964
In der BRD wird die NPD ­gegründet. Zu dieser Zeit ist die Kommunistische Partei bereits 
verboten.

1967
Die Britische National Front entsteht.

1968
In Paris gründen rechtsextreme Studenten um Alain de Benoist die Organisation GRECE, die noch heute als wichtigster neurechter Thinktank gilt.

1973
Karl-Heinz Hoffmann formiert 
in Nürnberg den 
Kampf­verband Wehrsportgruppe ­Hoffmann.

1978
Der Ministerpräsident 
von ­Baden-Württemberg, 
Hans Filbinger, muss 
wegen ­seiner NS-Vergangenheit zurücktreten.

1983
Die SPÖ geht in Österreich 
eine Regierungskoalition mit der rechtspopulistische FPÖ ein.

1990
Der britische Historiker 
David ­Irving bezeichnet die ­Gaskammern von Auschwitz 
als »Attrappen« und löst eine ­erbitterte Debatte aus.

1995
In Kopenhagen wird 
die ­rechtspopulistische Dansk ­Folkeparti gegründet, die 
sich gegen die EU und für ­verschärfte Einwanderungs­­gesetze einsetzt.

2002
Jean-Marie Le Pen erreicht 
17 % der Stimmen bei der ­französischen Präsidentschaftswahl.

2006
Der französische Autor
Guillaume Faye veröffentlicht das Manifest »Wofür wir kämpfen«, das als Handbuch der Identitären Bewegung gilt.

2011
In Norwegen tötet der ­rechts­radikale Anders Breivik 
77 ­Menschen. Später erklärt 
er, ­er habe dem Multi­­kulturalismus und Kultur­marxismus ein Ende setzen wollen.

Station 3: Wien

Als der 23-jährige Geschichtsstudent Alexander Markovics ein Video von der Besetzung der »Quick«-Filiale im Netz fand, wusste er, dass er die Zukunft gesehen hatte. Er war schon immer politisch gewesen, konservativ, ja rechts, aber er spürte nun, dass man Politik heute auf andere Art und Weise macht. Er trat aus der Jugendorganisation der Rechtspartei FPÖ aus und rief die Identitäre Generation ­Österreich aus. Wenn man Markovics fragt, was eigentlich das verdammte Problem an einem Halal-Burger sei, antwortet er: »Es geht hier um eine aggressive Landnahme durch fremde Kulturen. Wir dürfen keinen Schritt ­zurückweichen.«

Markovics ist nicht nur einer der wichtigsten Aktivisten, sondern auch ein gutes Beispiel dafür, dass die Identitären eben doch nicht so neu und unabhängig sind, wie sie gerne behaupten. Markovics ist ein aktiver Netzwerker und hat laut der Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl, die die Bewegung seit ­Jahren erforscht, Kontakte in die FPÖ und in die österreichische Burschenschaftlerszene. Vor ein paar Monaten veröffentlichten Strobl und zwei Kollegen die erste Studie über die Identitären, in der sie zeigen, wie tief die Gruppe in der europäischen rechten Szene verwurzelt ist. »Die treffen sich auf Kongressen, wo alle Promis der Neuen Rechten dabei sind, auch ­Thilo Sarrazin«, sagt Strobl. Der zweite wichtige Mann bei den österreichischen Identitären heißt Martin Sellner, er betreibt einen einflussreichen Youtube-Kanal und ist ein ­guter Bekannter von Österreichs prominenten Neonazi, Gottfried Küssel. Wie unangenehm den Identitären die Arbeit der Wissenschaftler und die damit verbundene Aufmerksamkeit ist, merkte Strobl immer wieder: Im Frühsommer kam sie nach einem Wochenendausflug nach Hause und fand Einschusslöcher in ihrem ­Küchenfenster. In Österreich fordern einfluss­reiche Politiker wie der Wiener Bürgermeister bereits das Verbot der neuen Bewegung. Strobl beurteilt deren Einfluss differenzierter: »Sie sind gefährlich, weil sie ein Angebot schaffen für Leute, die rechtsextrem denken, aber denen Neonazis zu stumpfsinnig sind. In einem solchen Umfeld können auch Einzeltäter wie ­Anders Breivik gedeihen.«

Es ist auffällig, wie sehr die Grundmotive der identitären Ideologie sich in den kruden Texten Breiviks, des norwegischen Rechts­radikalen, der vor drei Jahren auf der Insel Utøya und in Oslo 77 Menschen tötete, widerspiegeln. Da ist die Vorstellung einer neuen Kreuzritterschaft. Da ist die Idee eines radikalen Neuanfangs.

Station 4: eine Stadt in Franken

Am Ende der Reise merkt man, dass man sie sich irgendwie auch hätte sparen können. Die Identitären sind nach eigener Aussage gegen die Globalisierung, gegen die Durch­mischung und Annäherung von Kulturen. Sie wollen nicht, dass man überall das Gleiche isst, die gleiche Musik hört, sich gleich kleidet. Nur erklären einem das dann in Frankreich, Österreich, Italien, Deutschland eben Menschen, die alle exakt gleich brav gekleidet und gescheitelt sind, die gleich stolz auf ihr Land sind und bis in kleine Formulierungen hinein gleich ­argumentieren. Diese jungen Menschen, die Europa so hassen, sind Paradebeispiele dafür, wie die europäische Integration und grenzübergreifender Gedankenaustausch funktionieren können. Sie sind vorbildliche Europäer.

Auch von der fränkischen Kleinstadt aus gesehen, wo Nils Altmieks, der deutsche Chef der Identitären, lebt, sieht die Welt offenbar ­gefährlich aus. Altmieks sagt, dass Identitäre überhaupt nicht antieuropäisch seien, aber die Globalisierung mit den Starsbucks-Läden und Chinatowns, die es überall gebe, die störe ihn schon: »Man muss mittlerweile wissen, in welcher Stadt man ist, um zu merken, dass man sein Land verlassen hat«, sagt Altmieks. Es ist erstaunlich, wie griesgrämig und weltverdrossen ein 27-Jähriger klingen kann – vor allem, wenn man bei Nils Altmieks aus dem Fenster schaut: Da draußen liegt eine Gemeinde, die sich den Slogan »Familienfreundlich. Lebensfroh« gegeben hat. Die Familienfreundlichkeit ist für den Besucher auf jeden Fall an der hohen Dichte verkehrsberuhigter Straßen und Einfamilienhäuser zu erkennen. Und es gibt ja Menschen, für die sich Lebensfreude in dem öffentlichen Aushängen nationaler Farben ausdrückt. Die ruhige Ortschaft ist eine Hochburg der guten Laune: Zumindest im Weltmeistersommer flattern in praktisch jedem zweiten Garten die schwarz-rot-goldenen Fahnen im Wind. Man weiß eigentlich gar nicht, wie ein Ort aussehen würde, der noch deutscher ist.

Und man fragt sich, was für eine Welt sich die Menschen eigentlich wünschen – die Identitären, die ihre Anti-Multikulti-Partys feiern, und diejenigen, die sich niemals einer rechten Gruppe anschließen würden, aber finden, dass es jetzt irgendwie auch gut ist mit Toleranz und Gleichberechtigung, und deshalb bereitwillig Parteien ihre Stimme geben, die Minderheiten und EU-Politik für sämtliche gesellschaftlichen Probleme verantwortlich machen. Wünschen sie sich lauter hübsche kleine Dörfer, in denen alle Menschen dieselbe Hautfarbe haben und dieselben Nahrungsmittel mögen? Es ist eine ziemlich simple Welt, die uns Philippe Vardon, Lorenzo Fiato, Alexander Markovics und Nils Altmieks versprechen. Aber eine schöne Welt ist es nicht.

Dieser Text ist in der Ausgabe 09/14 von NEON erschienen. Hier können Einzelhefte des NEON-Magazins nachbestellt werden. Alle Ausgaben seit September 2013 gibt es auch digital in der NEON-App.