Freitag
17:16 Uhr
Die netten Kollegen aus der Online-Redaktion fragen mich, ob ich für das Blog mein Wochenende in Bildern festhalte. Ich sage natürlich zu. Was die Online-Kollegen nicht wissen: Ich bin der wahrscheinlich letzte Mensch unter 40, der nicht fotografieren kann. Ha, die werden sich Montag ganz schön umgucken! Jetzt lachen sie aber noch.
17:41 Uhr
Am Hamburger Hauptbahnhof, ich steige gleich in den Zug nach München. Wie schön Bahnhöfe doch sind! Sie schmücken jedes Wochenende. Ich habe mal gelesen, dass alte Bahnhöfe nur wegen der Dampflokomotiven von früher diese hohen Decken haben – bei niedrigen Decken wären die Reisenden eingedampft worden.
Moment – Lokomotive, Lokomotivführer, da war doch irgendwas Wichtiges… Ich komme nicht mehr drauf.
17:45 Uhr
Am Bahnhofskiosk lasse ich mich gerne zu Impulskäufen mir bisher unbekannter Zeitschriften inspirieren.
»Sauen – Das Magazin für Schwarzwildjäger« klingt interessant, ist aber doch nichts für mich. Der große Test »Kaufen? Wärmebild vs. Nachtsicht« kommt zu spät, ich habe mir erst letzten Monat ein neues Nachtsichtgerät gekauft.
18:03 Uhr
Ich sitze, der Zug fährt los! Statt für »Sauen« habe ich mich für eine klassische Kombination entschieden: Die »Titanic«, die SZ und was von »Le Crobag«.
22:52 Uhr
Einsames Selfie mit Bier im BordBistro. Der Alkohol macht meine Bilder auch nicht besser, aber ich bin ja bald da.
Samstag
0:31 Uhr
Juhu, angekommen! In München geht es direkt mit Alkohol weiter: Gin and Tonic, aus Münchner »Duke«-Gin und Münchner »Aqua Monaco«-Tonic.
Normalerweise antworte ich in Bars auf die Frage »Welchen Gin?« immer mit »Egal, Hauptsache kein deutscher!«. In München darf man natürlich von allen seinen Prinzipien Ausnahmen machen.
11:03 Uhr
Frühstückszeit! Zeit der schlechten Foodfotografie! Wer errät, was da auf dem Teller liegt, kann ein Jahresabo von »Sauen« gewinnen. Einfach eine Mail an goettergatte@chefkoch.de schreiben. Der Rechtsweg ist – natürlich – ausgeschlossen.
19:48 Uhr
Tagsüber leider vergessen, Fotos zu machen, weil ich durch Geschäfte gehetzt bin, um eine neue Hose zu kaufen. Bei H&M habe ich mir dann die größte Tüte geben lassen, die da war.
Meine Begleitung macht sich über mich lustig. Ich würde aussehen wie einer, der jetzt gleich mit der S-Bahn zurück in sein Einfamilienhaus im Stadtrand-Neubaugebiet fährt. Frechheit! Ich bin natürlich urban und cool.
19:50 Uhr
Jetzt im Heppel & Ettlich an der Münchner Freiheit. Da ist heute Abend die Kneipenlesung der Kollegen von jetzt.de. Weil jemand krank geworden ist, springe ich als Ersatzleser ein.
Das Heppel & Ettlich hat übrigens den schönsten In-Store-Kiosk-Münchens, mindestens.
20:38 Uhr
Nadja Schlüter und ich lesen zusammen aus unserer Kolumne »Woher der Hass?«. Ich bin der in der Mitte, Nadja ist die links. Rechts das ist Veronica Ferres.
Meine Begleitung macht übrigens genauso schlechte Fotos wie ich, wenn sie statt mit ihrem iPhone mit meinem Samsung Supercheap Bakelit-Edition hantieren muss.
21:15 Uhr
In der Pause treffe ich draußen die NEON-Autorin Teresa Fries. »Ach, jaja, ›Durch’s Wochenende mit…‹, das müssen die Praktikanten immer machen«, sagt Teresa. Aus Rache für diese abfällige Bemerkung fotografiere ich sie, während mein Finger auf der Linse ist.
Sonntag
0:26 Uhr
Auf dem Heimweg. Decken-Double-Selfie mit großer H&M-Tüte.
12:50 Uhr
Das war es, was mir nicht mehr einfiel zum Stichwort Lokomotive: Die Lokomotivführer streiken! Die Deckenverkleidung der Münchner S-Bahn-Station haben sie auch gleich mitgenommen. Ich bereite mich schon mal auf bürgerkriegsähnliche Zustände am Münchner Hauptbahnhof vor.
19:31 Uhr
Wider Erwarten funktionier alles perfekt: Ich bekomme im einzigen Zug, der noch nach Hamburg fährt, einen Sitzplatz neben einem netten jungen Mann.
Wir stoßen zusammen an, auf Lokomotivführer und hohe Bahnhofsdecken, unter denen wir nicht eingedampft werden. Was man eben alles so braucht, für ein schönes Wochenende.