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Liebe Rache für Anmache

Liebe: Rache für Anmache
Als Anna Gensler nach langen Jahren endlich ihr altes Klapphandy gegen ein Smartphone eintauschte, erzählten ihr Freunde von der Onlinedating-Plattform Tinder. »Ich habe mich auch angemeldet«, sagt Gensler. »Wie es nun mal so ist, wenn alle deine Freunde auf eine Party gehen, willst du nicht fehlen.« Doch sie war nicht begeistert: Als ersten Schritt der Kontaktaufnahme schrieben ihr Männer, die sie nicht kannte, sehr detailliert, wie tief sie ihr was wo hineinstecken wollten. Wie viel sie ihr wohin spritzen wollten und viele andere obszöne Dinge mehr.

Ihre Reaktion auf die harschen Anmachen: Sie zeichnete die Männer – nackt und mit winzigen Penissen – und schickte ihnen die Bilder. »Ich wollte, dass sie merken, wie es sich anfühlt, wie ein Objekt behandelt zu werden.« Die beleidigten Antworten der Männer (»Sei keine so verklemmte Schlampe«) veröffentlichte Gensler wiederum gemeinsam mit den Zeichnungen auf Instagram und Tumblr.

Ich habe die amerikanische Künstlerin für die aktuelle NEON-Ausgabe interviewt. Denn die Männer waren von den Zeichnungen nicht begeistert. Mindestens einer von ihnen reagierte sogar mit wiederholten Morddrohungen gegen Gensler. Die will sich jedoch nicht einschüchtern lassen. »Ein Mann schreibt mir im Netz ekelhafte Sachen und anstatt das zu ignorieren, bin ich aufgestanden und habe mich gewehrt.«

Wie sind Eure Erfahrungen mit Onlinedating? Lernt man dort angenehme Leute kennen – oder überwiegen fiese Anmachen und unangenehme Aufdringlichkeit?

Gelten je nach Plattform unterschiedliche Standards? Muss man sich bei Tinder also auf eine härtere Gangart einstellen als beispielsweise bei Parship? Oder bleibt übergriffig immer übergriffig?

Und zu guter Letzt: Was haltet Ihr von Genslers Projekt, die Männer, die sie virtuell belästigen, der Lächerlichkeit preiszugeben? Diskutiert anonym!

Der komplette Text ist in der Ausgabe 03/15 von NEON und im E-Mag erschienen. Hier können Einzelhefte des NEON-Magazins nachbestellt werden. Alle Ausgaben seit September 2013 gibt es auch digital in der NEON-App.

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