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Freizeit Lebenszeichen

Freizeit: Lebenszeichen
Die Foals beweisen auf ihrer neuesten Platte, dass man als Band immer weiter wachsen kann und dass Indie nicht tot ist.

Foto: David Wolff-Patrick

Im Februar 2013 bat Beyoncés Presseagent die Website Buzzfeed, »unschmeichelhafte« Fotos der Sängerin offline zu nehmen. Die Bilder zeigten Beyoncé bei ihrem Auftritt in der Halbzeitshow des Superbowls, und auf einigen von ihnen zog sie ziemliche Grimassen. Wenn man heute »Beyoncé deleted photos« googelt, findet man die Bilder alle wieder. Der Versuch, sie zu löschen, wurde in der Internetgemeinde zu einem Witz, immer wieder wurden die Fotos hochgeladen. Das immer wieder geforderte »Recht auf Vergessenwerden«: Das kann man vergessen.

Für Künstler, also Menschen, die etwas freiwillig veröffentlichen, gilt es sowieso nicht. Sie haben sich zur Veröffentlichung ihrer Arbeit bereit erklärt. Das ändert aber nichts daran, dass viele Künstler manche Karriereschritte im Rückblick gern ungeschehen machen würden. Gerade die ersten. So weit gehen die Foals nicht. Und doch: Hört man ihre frühen Alben, würde es einen nicht wundern. Der verfrickelte Math-Rock, den sie darauf spielen, ist keine wirkliche Musik, sondern eher eine verkopfte Rocksimulation. In einem Interview hat Sänger Yannis Philippakis viel von der Anstrengung erzählt, die musikalische Emanzipation kostet.

Die neue Platte der Foals »What Went Down« (Warner Music, ab 28. August) zeigt aber auch, dass so etwas klappen kann. Dass Reifungsprozesse im Pop nicht automatisch zu einem langweiligen, erwachsenen »Spätwerk« führen, sondern manchmal wie Befreiungsschläge wirken die aufregende Musik ermöglichen. Vor allem sind sich Philippakis und seine Kollegen aus Oxford für nichts mehr zu schade: Von der großen Rockgeste bis zum schamlos ohrwurmhaften Popsong alles das machen die Foals mit einer Leichtfüßigkeit, dass man einfach begeistert sein muss. Vielleicht, weil das Vertrauen in das eigene Können mittlerweile da ist.

Allein schon das titelgebende Stück ist ein dunkel leuchtender Edelstein: ein düsterer, kraftvoller Song, der eigentlich nichts neu macht, aber doch beweist, dass die simple Kombination aus schweren Gitarren, wummernden Bässen, treibendem Schlagzeug, verspultem Synthesizer und druckvollem Gesang auch heute noch frisch und ungewohnt klingen kann. Im Jahr 2015, zwischen all dem spektakulären Hip-Hop und der guten elektronischen Musik, wirkt Indie bisweilen wie tot. »What Went Down« zeigt, dass diese Musik noch leben kann.

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