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Liebe Das hat mein Sexleben gerettet: „Ein Freund mag mich, wie ich bin“

Liebe: Das hat mein Sexleben gerettet: „Ein Freund mag mich, wie ich bin“
Jessica, 25, erkennt ­während des ­Studiums, dass Sex ohne ­Liebe­ viel entspannter ist. ­Vorausgesetzt, man schläft mit seinen Kumpels.

Text: Theresa Bäuerlein | Illustration: Mrzyk & Moriceau

„Angeblich macht Sex alles komplizierter. Ich glaube, die Liebe macht es kompliziert. Klar wurde mir das vor zwei Jahren: Mein bester Freund und ich hatten für eine Statistikprüfung gelernt, es wurde spät, ich schlief bei ihm im Bett. Irgendwann in der Nacht haben wir angefangen, uns anzufassen. Der Sex war gut. Als ich am nächsten Morgen neben ihm aufwachte, dachte ich trotzdem kurz: Scheiße, hoffentlich macht der Sex nichts kaputt. Es war aber alles wie sonst. Wir haben gefrühstückt, sind dann zur Uni gefahren. Im Bus sagten wir: Vielleicht mussten wir den Sex mal abhaken, weil wir uns schon immer attraktiv fanden. Ich war erleichtert, dass er nicht irritiert war. Er hat nur gewitzelt, dass er sechs Jahre gebraucht habe, um mich rumzukriegen. Es ist bei dem einen Mal geblieben. Wir hatten einfach nicht das Bedürfnis, wieder miteinander zu schlafen. Mitt­lerweile hat er eine Freundin, mit der er sehr glücklich ist.

Früher wäre Sex ohne Liebe für mich nicht infrage gekommen. Ich komme aus einem kleinen Dorf, wo jeder mitbekommt, welches Haus du wann verlässt. Dein Ruf ist dort ganz schnell hin. Das änderte sich, als ich in Konstanz studierte. Ich habe dort auf einer Erstsemesterparty einen Typen kennengelernt – optisch gar nicht mein Typ, aber sehr nett –, der erste Mann, mit dem ich geschlafen habe, ohne mehr zu wollen. Er selbst war in eine ­andere Frau verliebt, wollte also auch nichts von mir. Wir hatten dann ein halbes Jahr lang etwas miteinander, bis er ins Ausland gegangen ist. Unsere Kommilitonen haben ständig gefragt: Was ist denn jetzt mit euch? Vor allem die Frauen wollten ständig analysieren. Ich glaube, Sex hat für Frauen immer noch einen höheren Stellenwert, weil sie es schwieriger finden, Sex und Liebe zu trennen, oder immer noch denken, dass sie das nicht dürfen. Ich würde mir wünschen, dass unsere Generation weniger verklemmt wäre.

Ich bin schon länger Single, aber Sex möchte ich trotzdem haben. Ich finde es viel schöner, mit je­mandem zu schlafen, zu dem ich schon einen Draht habe, als mit Fremden. Ich habe bislang mit fünf guten Freunden geschlafen. Seitdem glaube ich, dass für Sex Freundschaft das Wichtigste ist. Bei einem Freund fällt es mir leichter, mich fallen zu lassen und meine eigenen Makel zu übersehen. Wenn ich verliebt bin, habe ich den Drang, mich zu beweisen: Ist mein Bauch flach genug? Mag er mich? Ist er morgens gleich wieder weg? Bei einem Freund weiß ich, dass er mich sowieso schon so mag, wie ich bin. Außerdem: Mit Freunden nackt die Tage im Bett zu vertrödeln, stärkt tat­sächlich die Freundschaft. Das schafft eine Nähe, die man sonst nicht hat. Wir reden auch sehr gerne und offen über Sex, selbst wenn wir längst nicht mehr miteinander schlafen. Diese Freunde fragen mich etwa, welche Verhütung ich als Frau empfehlen würde oder warum ihre Freundin bestimmte Stellungen ausprobieren will. Natürlich sage ich ihnen, dass sie ihre Freundin fragen sollten, aber das wollen sie nicht. Manches bespricht man am besten zuerst mit guten Freunden. Nicht an der Theke, sondern im Bett.“

Theresa Bäuerlein fragt jeden Monat Menschen, was ihr Liebesleben verbessert hat. Erzählt uns eure Geschichte.
Schreibt an: sexrettung@neon.de

Dieser Text ist in der Ausgabe 05/2016 von NEON erschienen. Hier können Einzelhefte nachbestellt werden. NEON gibt es auch als eMagazine für iOS & Android. Auf Blendle könnt ihr die Artikel außerdem einzeln kaufen. Eine Übersicht aller „Das hat mein Sexleben gerettet“ Kolumnen findet ihr hier.

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