Protokoll: Esther Göbel | Foto: Ériver Hijano
BRUNO, WAS IST BEI DIR GERADE SO LOS?
„Ich bin mit meinem neuen Leben in Berlin beschäftigt. Der Masterstudiengang ,International Business‘ beginnt, ich muss Geld verdienen und werde ein Praktikum absolvieren. Ich will neue Freunde finden und mit meinem Partner das Zusammenleben ausprobieren. Vorher haben wir eine Fernbeziehung zwischen London und Berlin geführt, da war immer Honeymoon-Stimmung. Jetzt ist Alltag. Hoffentlich geht alles gut. Klar habe ich deswegen auch Angst. Aber wenigstens bleibt momentan keine Zeit für Heimweh; das kommt erst, wenn man sich eingelebt hat. Ich kenne Berlin schon von meinen Besuchen, aber was mir immer wieder auffällt: Die Menschen sind viel direkter als in meiner Heimat Brasilien. Daran muss ich mich gewöhnen.“
WARUM BIST DU NACH BERLIN GEZOGEN?
„Mein Freund und ich haben uns vor knapp einem Jahr kennengelernt. Er hat in London ein Auslandssemester absolviert. Mein Visum für Europa ist Ende 2015 abgelaufen, mit Abschluss des Studiums. Ich musste mich entscheiden: Entweder gehe ich zurück nach Brasilien – oder ich ziehe nach Berlin. Es war mein Freund, der den Umzug vorschlug. Ich habe sofort Ja gesagt. Obwohl wir erst ein halbes Jahr zusammen waren. Ich mag die Designszene in Berlin, ich fühl mich hier wohl.“
WIE GEHT ES WEITER?
„Ich glaube, ich kann hier mit meinem Partner ein sehr glückliches Leben führen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, für immer zu bleiben. Meine Eltern werden älter, irgendwann werden sie Hilfe brauchen. Dann will ich in ihrer Nähe sein und mich um sie kümmern. Bald werde ich ihnen meinen Freund vorstellen. Wir reisen für drei Wochen nach Brasilien. Was passieren wird, wenn mein Visum in drei Jahren ausläuft, kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich weiß nur: Ich will mit meinem Freund zusammenbleiben. Ich bin so oft umgezogen, dass ich langsam irgendwo ankommen möchte. Natürlich ist es spannend, wenn man an verschiedenen Orten lebt. Aber es bedeutet immer wieder, Menschen zurückzulassen, die einem wichtig sind.“
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Dieser Text ist in der Ausgabe 05/16 von NEON erschienen. Hier können Einzelhefte nachbestellt werden. NEON gibt es auch als eMagazine für iOS & Android. Auf Blendle könnt ihr die Artikel außerdem einzeln kaufen. Eine Übersicht der »Du bist NEON«-Kolumne findet ihr hier.
