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Freizeit »Ich war früher nie ein exzessives Partygirl.«

Freizeit: »Ich war früher nie ein exzessives Partygirl.«
Carolyn Genzkow ist ab dem 26. Mai mit »Der Nachtmahr« im Kino zu sehen. Mit uns redet Sie über die besten Clubs von Berlin und ob unsere Generation wirklich so unpolitisch ist, wie viele behaupten.

Foto: Koch Films

Du lebst nun schon einige Zeit in Berlin. Wo bist Du am Wochenende unterwegs?
Ich mag die Clubs im Wedding. Das Humboldthain und den Open Air Club Kater Blau – Dort kann man in Hängematten an der Spree liegen und Musik hören. Das ist total schön.

Wann hast du dich zum ersten Mal erwachsen gefühlt?
Mit 15 habe ich gedacht, wie mein Leben wohl mit 18 ist. Weil man dann ja volljährig ist. Je näher ich an die 18 gerückt bin, desto mehr wurde mir klar, dass man sich wahrscheinlich nie erwachsen fühlt. Ich glaube das Leben besteht aus Phasen, in denen man sich unterschiedlich reif fühlt. Aber es gibt Dinge, an denen man wächst, dazu gehört der Film, mein Studium und meine Zeit in Tansania. Als ich wieder kam, hatte ich das Gefühl, mehr vom Leben verstanden zu haben.

Was hast du in Tansania gemacht?
Ich habe mit einem Freund als Volunteer in einem Waisenhaus gearbeitet. Es geht den Betreibern hauptsächlich darum, dass das Waisenhaus sich finanziell selber tragen kann und das ganz ohne die oft in der Region übliche Kinderarbeit. Auch die Abhängigkeit von Spenden, die oft vor Ort nicht ankommen, ist ein Teil der Arbeit aller, die sich dort engagieren.

Hast du einen Moment in Tansania, an den Du dich besonders gerne erinnerst?
Ich bin letztes Jahr nach vier Jahren noch einmal hingefahren. Ich habe den kleineren Mädchen damals Klatschspiele beigebracht, die ich selber in der Schule gelernt hatte… dazu irgendwelche Fantasiesprachen, wie zum Beispiel »Empompi Kolonie«. Ein Kind, nun 4 Jahre älter, lief auf mich zu, rief meinen Namen »Caro!« und hat angefangen dieses Spiel mit mir zu spielen. Das hat mich sehr berührt.

Unserer Generation wird oft vorgeworfen zu unpolitisch zu sein. Was sagst Du dazu?
Unsere Generation ist viel zu heterogen, als dass man das pauschalisieren könnte. Außerdem sehe ich meine Generation auch nicht so pessimistisch. Ich glaube, das hat andere Gründe.

Welche denn?
Ich glaube, dass viele von uns Eltern hatten, die sich selbst als extrem politisch begriffen haben, weil sie sich selbst wiederum zu ihren Eltern abgrenzen wollten, die in einer politisch extrem Zeit gelebt haben. Wir führen heute meist mit unseren Eltern ein freundschaftliches Verhältnis. Uns werden oft wenige Regeln vorgegeben. Wogegen soll man also rebellieren? Deshalb kehrt es sich vielleicht um und unsere Generation möchte wieder Leistungsträger sein und empfindet »Mainstream« nicht mehr als Schimpfwort.

Freizeit: Carolyn Genzkow in »Der Nachtmahr« mit Wilson Gonzalez Ochsenknecht (in dem Film durchaus sympathisch und mit lila Haaren)
Carolyn Genzkow in »Der Nachtmahr« mit Wilson Gonzalez Ochsenknecht (in dem Film durchaus sympathisch und mit lila Haaren)

Welchen Missstand würdest du gerne beseitigen?
Ich würde mir wünschen, dass die Schere zwischen Arm und Reich, die soziale Ungleichheit nicht noch größer wird. Und das nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. Viele der Probleme, mit denen wir jetzt konfrontiert sind, rühren daher. Ja, Chancengleichheit ist mir wichtig!

Was muss man tun, um ein guter Mensch zu sein?
Das klingt zwar naiv, aber ich glaube, man muss ein offenes Herz haben. Ein guter Mensch versucht, tolerant zu sein und gleichzeitig Haltung zu beziehen. Manchmal ein Widerspruch in sich, aber offen zu sein, für das was kommt und sich nicht zu stark von Ängsten leiten lassen… ist schon mal ein guter Ansatz.

Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Jetzt muss ich an »Ein Haus am See« von Peter Fox denken. In 10 Jahren bin ich 34, da will ich noch kein Haus am See haben, da bin ich ja noch jung! Ich hoffe, dass ich noch spielen darf, dass ich nach meinem Psychologiestudium das Gelernte anwenden kann, noch mehr gereist bin und es meinen Liebsten gut geht. Ansonsten: It’s open. Sicher ist nur, dass mein Hauptwohnsitz weiterhin in Berlin ist. Da bekommt man mich so schnell nicht mehr weg.

Du spielst in dem Film »Der Nachtmahr« die 17-jährige Tina, die viel mit verdrängten Problemen zu schaffen hat und gleichzeitig die Nächte durchfeiert. Wofür hast du dich eher interessiert, als du 17 Jahre alt warst?
Ich war früher nie ein exzessives Partygirl. Das liegt aber natürlich auch daran, dass ich damals schon gedreht habe und daher auch viel für die Schule machen musste, um überhaupt drehen zu dürfen. Heute gehe ich gerne auf Elektropartys, auch mal ins Berghain – obwohl mich die Türpolizei dort echt ankotzt und mich eher von dem Laden abhält.

»Der Nachtmahr«

Worum geht’s?
Die 17-jährige Tina (Carolyn Genzkow) wohnt in Berlin und liebt rauschende Partynächte mit ihren Freunden. Eines Nachts hat sie scheinbar grundlos Visionen und bricht zusammen. Seitdem bekommt sie jeden Abend Besuch von einem seltsamen Wesen. Der Nachtmahr lässt Tina fortan nicht mehr los und besucht sie immer öfter. Das einzige Problem: Keiner glaubt Tina, dass es den Nachtmahr wirklich gibt, denn nur sie kann ihn hören und sehen.

Worum geht’s wirklich?
Der Film ist eine moderne Fassung des Erlkönigs. Neben der typischen Coming of Age-Geschichte sind Musik und Lichteffekte des Films besonders auffällig. Mit harten Elektrobeats und viel Strobolight wird Goethes Ballade in das 21- Jahrhundert nach Berlin versetzt.

Wermutstropfen:
Man wünscht sich manchmal, der Regisseur AKIZ hätte ein bisschen weniger Wert auf Coolness gelegt. Zu Teilen merkt man der Inszenierung an, dass der Film krampfhaft versucht hip zu sein.

Start: 26. Mai
Mit: Carolyn Genzkow, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Sina Tkotsch
Regie: AKIZ

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