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Zuhause Meine Stadt: Kopenhagen

Karte von Kopenhagen in der NEON-Rubrik "Meine Stadt"
In der NEON-Rubrik "Meine Stadt" zeigen Menschen ihre Lieblingsorte
© Illustration: Jon Frickey
Designerkleider tauschen, im Riesenrad knutschen und radeln, radeln: Im Herbst ist die dänische Hauptstadt besonders »hyggelig«.

Meine Stadt: Sarah Netter über Kopenhagen

Protokoll: Janek Schmidt | Illustration: Jon Frickey 

„Du denkst, Fahrradhelme sehen unmöglich aus? Dann fahr mal nach Kopenhagen und sieh die Welt mit neuen Augen: Bei uns ist das Fahrrad längst das Hauptverkehrsmittel, der Fahrradhelm gehört zum Alltagsoutfit wie die Aktentasche oder die Allwetterjacke. Auch Besucher sollten Kopenhagen auf zwei Rädern erkunden: An den öffentlichen Bycyklen-Stationen kann man sich Räder leihen sogar mit Navi (3,40 Euro pro Stunde). Auch der Radlertreff Baisikeli (1), in dem Ex-Radkuriere guten Kaffee und Burger verkaufen, bietet Leihräder an. Von dem Gewinn kauft die Baisikeli-Crew übrigens Fahrräder für Mosambik.

Wenn die Sonne scheint, radele ich gerne an die Kanäle von Christianshavn. Die Gegend kann man sonst auch per Boot entdecken, die Touren starten im alten Hafenviertel Nyhavn (2). Bei Sonne auch gut: durch die Alternativensiedlung Christiania (3) laufen und danach im Garten des vegetarischen Restaurants Morgenstedet (4) sitzen.

Kopenhagen: So »hyggelig« wie sonst nirgends

Aber Kopenhagen macht auch Spaß, wenn es mal regnen sollte. Das liegt vor allem an den vielen tollen Läden und Restaurants, für die die Dänen das Wort »hyggelig« erfunden haben. Bedeutet so viel wie gemütlich. Ziemlich hyggelig ist das Café Taxa (5), ein ehemaliger Taxifahrertreff. Heute gibt es dort Brunch und heiße Limonade mit Holunder, Ingwer und Limetten. Wenn ich meine Ruhe haben will, gehe ich lieber zu Bevar's (6). In dem Café ist die Hälfte meiner Doktorarbeit entstanden.

Hektischer ist es im Resecond (7), einem Tauschladen für Designerkleider. Ich forsche an der Universität über neue Konsumformen und bin deshalb immer wieder fasziniert von dem Geschäft und der Besitzerin Stine. Ebenfalls interessant ist der Flohmarkt Finderskeepers (8), der unregelmäßig stattfindet und auf dem Designer und Goldschmiede ihre Arbeiten verkaufen (finderskeepers.dk). Aber auch bei Acne Archive (9) und im Wood Wood Museum (10) findet man günstige Ausstellungsstücke skandinavischer Labels.

Das beste Restaurant der Welt

Zehn Minuten entfernt liegt der Lebensmittelmarkt Torvehallerne 11. Freunden aus dem Ausland kaufe ich dort Lakritz-Mandel-Schokolade von Summerbird. Spätestens seit dem Erfolg des Restaurants Noma (12) (viermal als bestes Restaurant der Welt ausgezeichnet), sind die lokalen Spezialitäten von Torvehallerne berühmt. Viele Kopenhagener Köche kaufen hier ein.

Noch besser schmeckt es mir bei Fiskebaren (13) im Schlachthofviertel. Dort serviert ein ehemaliger Noma-Mitarbeiter großartigen Fisch und Meeresfrüchte. Mein Stammplatz ist der erhöhte Tisch am Fenster zur Küche. Von dort kann man nicht nur die Köche bei der Arbeit beobachten, hier saß ich auch mit meinem Freund, als uns klar wurde, dass das mit uns mehr ist als nur ein Flirt.

Hier werden Getränkepreise ausgewürfelt

Nach dem Essen gehe ich gern rüber in die Bar Pistoler & Coke (14), ein uriges Lokal, in dem Gäste freitags ihre Getränkepreise zwischen rund drei und sechzehn Euro auswürfeln. Auch gut: das 1656 (15), ein Ableger der Cocktailbar 1105 (16), die beide nach den Postleitzahlen ihrer Bezirke benannt sind. Der Barbesitzer Gromit hat den Cocktail »Copenhagen« erfunden (unter anderem mit Kirschlikör und Angostura-Bitter). Gut feiern kann man in der Culture Box (17) und im Harvey (18), dem neuen Club meines Freundes Waqar Qayum. Er arbeitet als Booker für das dänische Musikfestival Distortion (cphdistortion.dk) und kennt daher viele aufstrebende Bands. Ich habe dort immer das Gefühl, zu Musik zu tanzen, die ein Jahr später im Radio läuft.“

SARAH NETTER, 31, liebt Kopenhagen, weil kein Ort der Welt gleichzeitig so überschaubar und kosmopolitisch ist wie Dänemarks Hauptstadt.

Die besten Tipps für Kopenhagen

Hinkommen: Mit dem Europa-Spezial-Ticket der Deutschen Bahn ab 29 Euro in rund fünf Stunden von Hamburg, ab 39 Euro von Berlin. Von Freiburg und Berlin fliegt man mit Easyjet hin und zurück ab rund 65 Euro.

Unterkommen: Das Danhostel Copenhagen City (19), ein Hochhaus mit fünfzehn Stockwerken, hat den Style eines Boutique-Hotels, den Ausblick eines Fernsehturms und die Preise einer Bahnhofsabsteige (ab 21 Euro pro Bett, danhostelcopenhagencity.dk).

Rumkommen: Der Amager Strand (20) ist ein Sportlerparadies in U-Bahn-Reichweite (Linie M2): es gibt Beachvolleyballplätze, einen Kajak- und Standup-Paddling-Boardverleih, Windsurfund Kiteschulen und sogar einen Unterwasserparcours für Taucher.

Der Film zur Stadt: Die »Pusher«-Trilogie von Nicolas Winding Refn; man sieht dort Kopenhagens düstere Seite.

Unbedingt: Auf die verkehrsberuhigte Brücke Dronning Louises Bro (21) setzen Treffpunkt der Kopenhagener für Demonstrationen, spontane Kunstaktionen und zum Biertrinken.

Bloß nicht: Beim Radfahren die Handzeichen vergessen! Beim Abbiegen: Arm zur Seite ausstrecken; beim Halten: einen Arm angewinkelt heben.

Bester Ort zum Küssen: Im schnuckeligen Riesenrad des mehr als 170 Jahre alten Vergnügungsparks Tivoli (22).

Das schönste Foto: Vom neunzig Meter hohen Kirchturm der Vor Frelsers Kirke (23), den man außen entlang hochlaufen kann.

Dieser Text ist in der Ausgabe 11/2014 von NEON erschienen. Hier können Einzelhefte nachbestellt werden. NEON gibt es auch als eMagazine für iOS & Android. Auf Blendle könnt ihr die Artikel außerdem einzeln kaufen.

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