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Liebe „Ich mag leider immer nur die, die mich nicht wollen.“

Liebe: „Ich mag leider immer nur die, die mich nicht wollen.“
Die Generation der Digital Natives ist erwachsen geworden. In der neuen Interviewkolumne „Neues von den Millennials“ beantworten junge Menschen Lebensfragen über Liebe, Politik und Popkultur – dieses Mal mit: Wanda

Interview & Foto: Karina Rozwadowska | documents-on.com

Wanda 20 Studiert Publizistik- und Kommunikationswissenschaften sowie Englisch an der Freien Universität Berlin Aus Gelsenkirchen Lebt in einer Dreier-Single-WG in Kreuzberg Liest gerade „The Beautiful and Damned“ von F. Scott Fitzgerald Hat einen älteren Bruder, der in Potsdam wohnt und eine ehemals beste Freundin in Gelsenkirchen, die auf ihre letzte Mail nicht geantwortet hat Fühlt sich an neuen Orten schnell zuhause Hat ein sehr gutes Abi gemacht Denkt nach dem Aufwachen immer erst über ihre nächtlichen Träume nach Hat den letzten Sommer in Paris verbracht

Wie lebt es sich mit diesen Lippen?
Gut. Ich werde oft gefragt, ob die gemacht sind.

Und?
Nein. Sie sind echt.

Woran erinnerst du dich aus deiner Jugend in Gelsenkirchen?
An Allein-Leben während des Abiturs, aber vor allem an meine Freunde: Das sind für mich die besten Menschen auf der ganzen Welt. Der Rest waren viele Plattenbauten, Jogging-Hosen, Arbeitslose und Schalke-Fans. Für mich ist Gelsenkirchen aber meine Heimat. Ich freue mich immer wieder nach Hause zu fahren.

Stehst du in Berlin auf vielen Listen?
Ja schon. Ich gehe super gerne tanzen, deswegen kommt mir das sehr gelegen. Ich kenne recht viele Menschen, die in Bars, Clubs oder als DJ arbeiten.

Kannst du mit der Bezeichnung “Generation Beziehungsunfähig“ etwas anfangen?
Es gibt da doch sogar dieses Buch von Michael Nast: „Generation Beziehungsunfähig“. Ich habe es nicht gelesen. Ich glaube, dass die Unfähigkeit sich zu binden und damit eine Entscheidung zu treffen, sehr an das Umfeld gekoppelt ist. Berlin ist beziehungsunfähig. Da bin ich mir recht sicher. Es ist viel zu anonym hier, zu groß, zu schnelllebig. Alle Leute, mit denen ich darüber rede, finden, dass es zu viel Auswahl gibt. Man sucht immer weiter nach jemandem, der noch coolere Sachen macht, der noch interessanter ist. Man glaubt, da kommt noch etwas Besseres. In einem kleinen Dörfchen kennst du jeden, da weißt du, da ist niemand Besseres. Da nimmst du dir den, der da ist und liebst den, der sich lieben lässt.

Suchst du aktuell auch nach jemand Besserem?
Nein, ich bin eh gerade Single. Und das „zu-viel-Auswahl-haben“ ist nicht mein Problem: Ich mag leider immer nur die Jungs, die mich nicht wollen. Die, die nie das für mich empfinden, was ich für sie fühle. Die mich immer nur total süß finden – und mehr passiert nicht. Ich werde häufig in der Kleine-Schwester-Schublade verstaut.

Liebst du gerade so jemanden?
Lieben ist zu viel gesagt. Ich würde es eher als „jemanden im Auge haben“ betrachten.

Weiß der Junge gerade, dass du ihn magst?
Ich glaube schon. Ich bin mit ihm ziemlich touchy. Den Jungs ist das schon immer bewusst.

Warum sucht man sich überhaupt Jungs aus, die einen nicht wollen?
Über diesen Masochismus habe ich viel nachgedacht in letzter Zeit. Eine banale Erklärung wäre, dass ich einfach so ein fröhlicher Mensch bin, immer gut gelaunt, gute Vibes verbreitend, ich weiß, klingt komisch, das über sich selbst zu sagen, aber irgendwie glaube ich, ich brauche so ein Arschloch als Kompensation zu meinem ausgeglichenen Gemüt. Gegensätze ziehen mich an.

Was definiert Typ „Arschloch“?
Ich stehe immer auf Jungs, die älter sind, die gut aussehen, die das auch wissen, die jedes Mädchen haben können und das auch ausspielen: Viele Mädchen parallel haben, Spielchen spielen, keine Entscheidung treffen wollen. Aber natürlich, würde ich nicht jeden, der mich nicht möchte, als Arschloch bezeichnen.

Wie oft wurde dir schon das Herz gebrochen?
So richtig krass eigentlich noch nie. Ich bin mir ziemlich sicher, es wird gebrochen werden, wenn ich mal einen dieser Jungs, die ich unbedingt will, bekomme.

Hättest du gerne einen Freund?
Ich komme super gut mit mir allein klar. Ich gehe nicht auf die Suche, ich gehe auch nicht tindern. Ich fühle mich nicht wie etwas Halbes.

Hast du One-Night-Stands?
Nein, gar nicht. Ich brauche zum Sex eine Person, die Gefühle für mich hat. Sonst geht nichts.

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Wo willst du in drei Monaten sein?
In Paris zum Modeln. Ich werde dann wahrscheinlich in einem Model-Apartment mit zwei oder drei anderen Frauen leben und viel durch Paris spazieren, viel arbeiten.

Wie reagierst du auf andere hübsche Frauen?
Ich stehe total auf Männer, aber schaue mir schöne Frauen wahnsinnig gern an. Ich empfinde keinen Neid.

Hast du dein Aussehen schon mal für deine Zwecke genutzt, indem du zum Beispiel die laszive Lolita gespielt hast?
Naja, ich benutze mein Aussehen für jeden Job als Model, um Geld zu verdienen. Aber privat, eher nein. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die sich etwas ausgeben lassen.

Magst du dich nackt?
Noch nicht. Ich habe ziemlich viele Baustellen, die ich erst noch mit mir selbst ausmachen muss.

Welche?
Ich muss mir ständig anhören, dass ich zu dünn bin. Das nervt. Die Leute können das gern für sich behalten.

Macht dir das Zurückgehen in das Paris nach den Anschlägen Angst?
Nein. Ich laufe auch nicht durch die Straßen und habe Angst, von einem Auto überfahren zu werden. Und das ist doch viel wahrscheinlicher.

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Alle Interviews mit den Millenials findet ihr hier.

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