Freitag
18.30 Uhr Mein Wochenende beginnt am Freitagabend. Eigentlich ist Familienwochenende, aber den Freitag verbringe ich noch in Hamburg. Raus aus dem Büro und los zum Abschiedskonzert meines Mitbewohners. »Matter« heißt die Komposition von Steffen. Und als ich den elektronischen Klängen lausche, wird mir klar wieso: »Everybody wants to matter« – Recht hat er!
Samstag
10.30 Uhr Es geht los! Mit dem Intercity von Hamburg nach Darmstadt. Ich mag Züge, weil ich dort immer das Gefühl habe, keine meiner Taten ist notwendig. Wenn ich will, kann ich einfach nur dasitzen und keinen stört es. Schließlich schaue ich doch einen Film auf Netflix. »Lovelace« lässt mich mit verwirrten Gefühlen zurück und ich exe meine Rhabarberschorle, als wir in den Bahnhof von Darmstadt einfahren.
16.00 Uhr
Nach 5 Stunden Fahrt komme ich bei meiner Schwester an. Wir bestellen Pizza und ich spiele mit meiner kleinen Nichte. Dann holen mich meine Eltern ab – wir gehen heute Abend ins Theater. In der Lobby gibt es interessante Spiegel.
20.00 Uhr
Heute wird im Staatstheater Darmstadt ein Musical gespielt »Cabaret«. Es ist ein freudig-frivoles Stück. Die Darsteller stehen mit Strapsen und Wäsche bekleidet auf der Bühne. Meine Eltern lachen laut, was mich beruhigt. Ich kann also auch laut über die anrüchigen Witze lachen ohne rot zu werden. In der Pause befreie ich kurz meine schmerzenden Füße aus den hohen Schuhen.
Sonntag
11.00 Uhr Es ist Kirchenfest in Reichelsheim. Reichelsheim liegt im Odenwald, der wegen meines Nachnamens auch gerne »Ogerwald« genannt wird. Dort im schönen Südhessen ist meine Heimat.
Hier bin ich aufgewachsen und in diese kleine Idylle komme ich alle paar Monate immer gerne für ein Wochenende wieder zurück. Alles scheint hier so friedlich zu sein. Man sagt sich »Grüß Gott!« und »Auf Wiedersehen!« – Das mag ich.
15.00 Uhr
Mein Papa hatte letzte Woche Geburtstag. Deshalb gibt es selbstgebackenen Kuchen und frische Blumen. Ich decke den Tisch und plaudere dann mit meinem Opa über Hamburg »Da gibt’s die besten Fische!« sagt er. »Ja«, sage ich. »Ich mag am liebsten Hering.«
20.00 Uhr
Alle Gäste sind weg. Ich lege die Füße hoch. Bei einem leckeren odenwälder »Schmucker«-Bier mit meinen Eltern planen wir den Familienurlaub an der Nordsee.
Montag
10.00 Uhr Ich habe mir den Montag Urlaub genommen. In dem Arbeitszimmer meiner Mutter finde ich medizinische Notizen, die ich aufschrieb, als ich klein war. Mir fällt auf, über Herzensangelegenheiten wusste ich schon immer bescheid.
13.00 Uhr
Shoppen mit meiner Mutter. Ich suche einen Bikini, obwohl ich schon weiß, dass ich keinen finden werde. Dafür verliebe ich mich später in eine runtergesetzte Tasche von »Valentino«. Es ist schlimm, aber finde schon, dass Einkaufen manchmal glücklich macht. Zwar nicht so glücklich, wie ein anderer Mensch mich glücklich machen kann, aber schon ein bisschen.
20.00 Uhr
Der letzte Schnappschuss von dem Balkon meiner Eltern. Zum Abschied leuchtet der Himmel in kräftigem rot. Ich verabschiede mich von meiner Familie. Mein Zug fährt zurück in Richtung Hamburg. Schön war es im Odenwald.
Ich komme bald wieder. Sobald ich kann.
