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Zuhause Meine Stadt: Los Angeles

Karte von Los Angeles in der NEON-Rubrik "Meine Stadt"
In der NEON-Rubrik "Meine Stadt" zeigen Menschen ihre Lieblingsorte
© Illustration: Jon Frickey
In Los Angeles picknickt man zwischen den Gräbern von Hollywoodstars und erkundet einsame Canyons. Und dann ist da ja noch das Meer.

Meine Stadt: Musiker Ken Belcher über Los Angeles

Protokoll: Christiane Lutz | Illustration: Jon Frickey

»Los Angeles wird oft als gigantische, charakterlose, smogbelastete Betonwüste beschrieben – aber das ist natürlich eine große Lüge. Es gibt in dieser Stadt alles, und deshalb nichts Typisches. Und das ist gut so. Ohne die Food Trucks, die in L. A. an jeder Ecke stehen, könnte ich zum Beispiel nicht leben. Am ersten Freitag im Monat treffen sich die Fast Foodies auf dem Abbot Kinney Boulevard in Venice (1) zu einer Food-Truck-Messe, auf der man sich um die Welt snacken kann: Sushi, Tacos, Sandwiches. Ich liebe den »Mac ’n’ cheese«-Toast vom Grilled Cheese Truck.

Ab und zu frühstücke ich bei Frank’s (2), einem Mexikaner in West Hollywood. Dort gibt es eine legendäre Salsa. Ich habe mir das Rezept geben lassen, aber ich kriege sie einfach nicht so gut hin wie Frank. Wer es nicht ganz so scharf mag, sollte bei Alfred (Coffee & Kitchen) (3) vorbeischauen – der Espresso wird dort in schokoladenüberzogenen Eiswaffeln serviert.

Am Echo Park Lake spazieren gehen

Ich wohne in Echo Park (4), einem Stadtteil, der vor zehn Jahren noch recht heruntergekommen war, inzwischen aber ziemlich durchgentrifiziert ist. Am Echo Park Lake geht man spazieren oder Tretboot fahren. Vom Café Square One At the Boathouse (5) aus kann man die fitnessfanatischen Angelenos beim Sport beobachten. Hier scheint niemand einen normalen Job zu haben, alle sind immer draußen und verwirklichen sich irgendwie selbst.

In einer urbanen Wüste kann man schon mal vergessen, dass Wasser überhaupt existiert. Das Meer ist in L. A. aber nie weit entfernt. Mein Lieblingsstrand ist der Will Rogers State Beach bei Malibu (6). Einsamer ist die Wanderung im nahen Solstice Canyon (7). Am Ende des Pfades findet man einen Wasserfall und ein verlassenes Häuschen. Sogar eine Badewanne steht da noch. Das ist hübsch und ein bisschen gruselig.

Sonntags über den Flohmarkt schlendern

Ich bin Gitarrist und gehe deshalb gern auf Konzerte. Zum Beispiel in der Room 5 Lounge (8), wo Singer-Songwriter ihre neuen Lieder vor rund dreißig Leuten testen. Zum Tanzen gehe ich in die Bar Lubitsch (9). In einem Hinterzimmer spielt ein DJ am Wochenende HipHop aus den 90ern, die Tanzfläche ist voll mit Typen, die Fedorahüte tragen. Zum Trinken muss man in die Whiskybar Seven Grand (10), wo es so viele Whiskysorten gibt, dass die Barkeeper eine große Leiter brauchen, um an die Flaschen im obersten Regal zu kommen. Nach zwei Uhr nachts wird in L. A. übrigens überhaupt kein Alkohol mehr ausgeschenkt: Sperrstunde.

Das hat aber auch Vorteile: Zum Beispiel kann man am Sonntag unverkatert auf dem Flohmarkt Melrose Trading Post (11) nach Mitbringseln suchen. Ich habe neulich altes Besteck gefunden und daraus Garderobenhaken gebastelt. Amoeba Music (12) hingegen ist und bleibt der beste Secondhandplattenladen der Welt.

Abschied am Lichtermeer

Bevor man L. A. verlässt, fährt man abends unbedingt zum Griffith Observatory (13) hoch. Dort drängen sich zwar Touristenhorden und das Museum muss man auch nicht gesehen haben, aber die Aussicht aufs Lichtermeer ist wirklich unwirklich schön. Bei gutem Wetter besuche ich das Open-Air-Kinocine Spia (14), das auf einem alten Friedhof liegt. Da guckt man »Rosemary’s Baby« und picknickt zwischen den Gräbern verstorbener Filmstars. Mehr Hollywood geht nicht.«

KEN BELCHER, 32,
ist Musiker, kommt aus Seattle und lebt seit zwölf Jahren in los Angeles. Seine Empfehlung gegen Lampenfieber: die süßen Sandwiches von Diddy Riese (18). Sein Favorit: eine Kugel Vanilleeis zwischen Chocolate-Chip-Cookies.

Die besten Tipps für Los Angeles

Hinkommen: Die Lufthansa fliegt von Frankfurt und München direkt nach Los Angeles (LAX). Air Berlin startet in Düsseldorf. Die Ticketpreise können 1000 Euro übersteigen und variieren stark. Besser frühzeitig buchen!

Unterkommen: Die »Hollywood Pensione« (15) liegt mitten im Bezirk Hollywood – man hat dort das Gefühl, als hätte man das charmante Holzhaus ganz für sich alleine (das Doppelzimmer gibt es ab 130 Euro, hollywoodpensione.com).

Rumkommen: Mit dem Zug von L. A. in zwei Stunden Richtung Nordwesten in die Küstenstadt Carpinteria fahren. Die Strecke ist wunderschön, und in Carpinteria kann man gut am Strand campen.

Unbedingt: Brunchen! Zum Beispiel im Hyperion Public (16), wo es für vierzehn Dollar eine Mimosa-Flatrate gibt für die Hangoverbehandlung.

Bloss nicht: Auf einen Mietwagen verzichten. Das öffentliche Verkehrsnetz in L. A. ist jämmerlich schlecht ausgebaut. Günstige Mietwagen bekommt man direkt am Flughafen, zum Beispiel über Alamo (ab etwa 140 Euro pro Woche, alamo.de/usa). Wenn man dann hinter dem Steuer sitzt, sollte man den Highway 405 meiden, da steht man fast immer im Stau.

Bestes Foto: Macht man kurz nach Sonnenuntergang im Laternenwald vor dem LACMA (17), dem Los Angeles County Museum of Art.

Der typische Satz: »Oh my god, warst du schon in dem neuen veganen, glutenfreien Café auf dem Silver Lake Boulevard?«

Das Lied zur Stadt: »m.A.A.d. City« von Kendrick Lamar – West Coast, Baby!

Dieser Text ist in der Ausgabe 01/2016 von NEON erschienen. Hier können Einzelhefte nachbestellt werden. NEON gibt es auch als eMagazine für iOS & Android. Auf Blendle könnt ihr die Artikel außerdem einzeln kaufen.

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