Anzeige

Freizeit Play L.A.

Freizeit: Play L.A.

„Alleine Reisen“ lautete der Arbeitstitel der Geschichte, die als „Der Flug der Pelikane“ im aktuellen NEON-Magazin zu lesen ist. Zehn Tage Urlaub in Los Angeles – das ist nicht unbedingt das ausgeflippteste Reiseexperiment. Und doch ist es schon sehr besonders, ohne Begleitung an einem Ort wie diesem zu verbringen.

Man kann in L.A. sehr gut alleine sein (weil einem die Stadt seit Ewigkeiten als Pop-Zitat vertraut ist). Man kann in L.A. aber auch sehr alleine sein (weil die Stadt schon so viele Zitate geliefert hat, dass sie niemandem mehr eines schuldet). Die Airbnb-Idee, fremde Gegenden nicht nur zu besuchen, sondern dort zu leben, kann man in Los Angeles getrost vergessen. Den Druck, irgendetwas an dieser Stadt beim ersten Besuch begreifen zu wollen, muss man sich erst gar nicht machen. Stattdessen eine gute Option: Mit dem Auto herumfahren, von einer Film- zur nächsten Popsong-Kulisse, stundenlang. Dabei hört man Musik, und am besten die allervertrauteste, die dann mit den Bildern vor der Windschutzscheibe vermischt zu neuen Lebensstationsmelodien wird.

Die angehängte Playlist war die meine und ist also ein Vorschlag, mit welchem Soundtrack man zum Beispiel folgende Orte abfahren kann:

• Die Palmen-Alleen von Beverly Hills (akustisch wie visuell unbedingt mit einem Klassiker einsteigen: Eagles – Hotel California)
• Den Hollywood-Sign-Ausblickspunkt am Mulholland Drive (jetzt ist noch keine Zeit, originell zu werden: The Mamas & The Papas – California Dreamin‘)
• Charles Bukowski hat dort gerne gegessen, heute wirbt ein Stand mit Original Berliner Currywurst (als Hansestädterin also extra die Zeile „Wir bringen Hamburg wieder auf die Karte“ mitsprechen: Beginner – Ahnma)
• Das Tropical Café am Sunset Boulevard gegenüber des„I’m never gonna know you now / But I’m gonna love you anyhow“-Graffiti (Elliott Smith – Waltz #2)
• Die kleinen Wohnsiedlungsgassen in Venice Beach, vielleicht der einzige Ort, an dem man in Los Angeles gut spazieren gehen kann, wobei einem ständig dieses irrsinnig weiche Vorgartenstrandgras um die Waden streift (Elton John – Piano Man)
• Den Hotelgarten des Sunset Marquis, in dem sich einsam zu fühlen leicht ist (wogegen verlässlich Coldplay hilft – Everything’s Not Lost; ganz wichtig für die Stimmung: die Version mit dem Hidden Track)
• Den Leo-Carrillo-Beach in Malibu (Maria Carey – All I Want For Christmas; die Heftgeschichte erklärt, wieso)

Manche Songs liefert einem aber auch ungefragt das Jetzt: Wie Marvin Gayes „Ain’t No Mountain High Enough“, das nach einer 14-Stunden-Anreise im vollbesetzten Shuttlebus vom Flughafen zum Mietwagenverleih wenig witzig klingt, und Justin Timberlakes „Can’t Stop The Feeling“, an dem in Supermärkten und Shopping-Malls aktuell kein Vorbeihören möglich ist.

Für den Alleinreisenden ist die Playlist, die er im Ohr durch die fremde Stadt geschleppt hat, später das schönste Souvenir. Die Lieder werden Archiv-Akten der eigenen Geschichte. Sogar der Song, den man am liebsten nie wieder hören würde, weil er diesem einen Moment gehört, in dem das Radio ihn am Abend vor der Abreise auf den letzten Metern vom Strand zum Appartement spielte, und den man später, zurück in der Heimat, als Insider zitiert, den nur man selbst versteht.
– Wie war denn eigentlich L.A.?
– Unforgettable.

VG-Wort Pixel