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Magazin NEON #09/2016

Magazin: Mein Lebenswerk: „Er war der Größte, der King of Pop, mein King of Pop“ – Lars Eidinger über seinen Helden Michael Jackson.
Mein Lebenswerk: „Er war der Größte, der King of Pop, mein King of Pop“ – Lars Eidinger über seinen Helden Michael Jackson.
Kann man eine Tragödie wie das Massaker auf Utøya mit Liebe überwinden? Ich habe einen Überlebenden getroffen, der diese Frage beantworten kann.

EDITORIAL von Jurek Skrobala, Redakteur

Coverfoto: Magdalena Wosinska, Fotos: Camilla Bøeng, Evelyn Dragan

Als ich die MS Thorbjørn betrete, jene Fähre, die damals die 560 Teilnehmer des Sommercamps nahmen und auf der kurz darauf auch Anders Behring Breivik stand, Kurs: Utøya, schlägt mein Herz schneller.

An den Tagen zuvor habe ich im vierzig Kilometer entfernten Oslo Sverre getroffen. Sverre war vor fünf Jahren einer der Teilnehmer des Sommercamps auf Utøya, als der Rechtsextremist Breivik hier 69 Menschen tötete. Sverre und ich haben uns in die Lobby eines Hotels gesetzt, einen offenen Raum, in dem er den Überblick behalten kann, das ist elementar für ihn, anders geht es nicht nach den Erlebnissen auf Utøya. Sverre hat mir für diese NEON seine Geschichte erzählt, eine gleichermaßen schreckliche und schöne Geschichte, zwischen nahendem Tod und großer Liebe.

Jetzt gehe ich auf Utøya den Hügel hinauf, vorbei an der Cafeteria, wo Sverre sich versteckte, auf den Pfad der Verliebten zu. Mein Herz hat sich beruhigt: Utøya wirkt so friedvoll. Ein Ort der Stille, an dem die Vögel um die Wette zwitschern, die Geräusche fahrender Autos sind so leise, als läge eine unsichtbare Schallschutzmauer zwischen der Insel und den Straßen auf dem Festland. Unvorstellbar, dass diese Stille mal von Schüssen zerrissen wurde.

An den Tag, als Breivik auf Utøya schoss, erinnern immer wieder Details am Wegesrand; welke Rosen, ein schlafender Engel aus Ton, ein Herz aus Filz, sein Rot schwindet allmählich. Das Massaker von Utøya bleibt unvergessen, auch durch Geschichten wie die von Sverre, der hier Freunde verlor – und genau ein Jahr später seine große Liebe fand: Camilla.

Meine Leseempfehlung in diesem Heft: Die Autorin Alexandra ­Rojkov hat die Geschichte von Michael, ihrem Bruder, und Boško aufgeschrieben, die in der Grundschule beste Freunde waren – bis Boško abgeschoben wurde. Nach sechzehn Jahren sehen die beiden sich wieder.

Außerdem im Heft:

Magazin: Indian Summer: Schwere Säcke? Nicht diese – welches Trecking-Gepäck uns gut begleitet.
Indian Summer: Schwere Säcke? Nicht diese – welches Trecking-Gepäck uns gut begleitet.

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