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Liebe Das hat mein Sexleben gerettet: „Tantrischer Sex macht mutig“

Tobias, 26, meint: Mit Tantra kann man Leistungsdenken aus dem Bett verbannen. Dadurch wird die Liebe besser.
Von Theresa Bäuerlein

„Für mich war Sex lange stressig: Mit zwölf habe ich angefangen, Pornos zu gucken. Mit vierzehn Jahren war ich dann so zugemauert mit der Vorstellung, dass ich wie im Porno ficken müsste, dass meine ersten sexu­ellen Erfahrungen der Horror waren. Ich habe mich ungenügend gefühlt: Wie ein kleiner Piefke, der im Bett auf einmal den Gorilla machen soll. 
Wenn ich eine Beziehung hatte, war ich im­mer frustriert, nicht nur im Bett. Wenn man sich beim Sex nicht entspannen kann, geht man auch der Liebe aus dem Weg.

Vor ein paar Jahren ist mir klar geworden, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich wollte nicht mehr diesen frustrierenden Sex haben, für den ich meist besoffen sein musste, um mich zu entspannen. Da­mals habe ich mich für Meditation interessiert. Dabei fiel mir zufällig ein Tantra-Buch in die Hände. Ich habe es in der S-Bahn in einem Zug durch­gelesen und war so dankbar! Mir ist klar geworden, dass es auch einen ganz anderen Zugang zu Sex geben kann. Normalerweise geht es dabei ja um möglichst starke Aufregung, du powerst rum, damit es geil wird – das ist wie Masturbation an einem anderen Körper. Durch Tantra habe ich gelernt, dass ich mich auch in die sexuelle Energie hineinentspannen kann. Nicht, indem ich rauche oder trinke, sondern zum Beispiel durch Atemmeditation.

"Ich habe mich ungenügend gefühlt: Wie ein kleiner Piefke, der im Bett auf einmal den Gorilla machen soll."

Natürlich bin ich jetzt kein Tantra-Meister. Es ist auch nicht so, dass es reicht, ein Buch zu lesen. Es ist darüber hinaus auch sehr schwer, achtsamen Sex zu pflegen. Wenn ich durch Berlin fahre und den ganzen Tag Bikiniwerbung sehe, bin ich abends so aufgeheizt, dass ich doch lieber einen schnellen, geilen Blowjob will. Aber meine Freundin und ich versuchen, uns einmal in der Woche vier Stunden Zeit für tantrischen Sex zu nehmen. Wir fangen mit weicher Pene­tration an; wenn ich in sie eindringe, ist mein Penis nur halb erigiert.

"Mit Tantra kann man Leistungsdenken aus dem Bett verbannen."

Das ist am Anfang nicht so einfach, man muss die Finger einsetzen und die Frau muss eine bestimmte Position einnehmen. Es ist ein tolles Gefühl, in einer Frau steif zu werden. Es negiert diese Vorstellung, dass man nur Sex haben kann, wenn man einen hochkriegt. Wenn dieses Leistungsdenken weg ist, merke ich, wie mein Herz aufgeht. Ich kann mei­ner Partnerin beim Sex in die Augen gucken und ,Ich liebe dich‘ sagen. Das fällt ja oft schwer, weil es so verletzlich macht. Diese Angst ist beim tantrischen Sex nicht da, man wird mutiger.“

Theresa Bäuerlein fragt jeden Monat Menschen, was ihr Liebesleben verbessert hat. Erzählt uns eure Geschichte.
Schreibt an: sexrettung@neon.de

Dieser Text ist in der Ausgabe 08/2016 von NEON erschienen. Hier können Einzelhefte nachbestellt werden. NEON gibt es auch als eMagazine für iOS & Android. Auf Blendle könnt ihr die Artikel außerdem einzeln kaufen. Eine Übersicht aller „Das hat mein Sexleben gerettet“ Kolumnen findet ihr hier.

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