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Freizeit „An vielen Morgen wache ich auf und frage mich, ob der Kater es wert war“

"Neues von den Millennials": Tiana im Interview
Die Millennials im Interview: Tiana kommt aus Kalifornien und designt Kleidung seit sie sieben ist
© Karina Rozwadowska
Die Generation der Digital Natives ist erwachsen geworden. In der neuen Interviewkolumne „Neues von den Millennials“ beantworten junge Menschen Lebensfragen über Liebe, Politik und Popkultur – dieses Mal mit: Tiana.

Tiana • 26 • Stylistin, Designerin, Personal Coach und Autorin • Fing als Siebenjährige an, Kleidung zu designen, nachdem ihre Mutter ihr ein Skizzenbuch gekauft hat • Lebt in New York City, nachdem aus ihrer Wunschstadt London nichts geworden ist • Meditiert gern und tanzt, seitdem sie klein ist

Ein Interview über Träume, die Miete und das Flüchten

Du gibst als Beruf Stylistin, Designerin, Personal Coach und Autorin an. Viele Menschen nennen heutzutage mehr als eine Berufsbezeichnung oder sind Schrägstrich irgendwas.
Ja, stimmt, das ist bei mir auch so. Wenn ich nicht alles aufzählen will, sage ich einfach, ich bin eine Kreative.

Mit welcher dieser Tätigkeiten verdienst du dein Geld?
Ich habe vor zwei Monaten meinen letzten Job gekündigt. Mein Chef weigerte sich, mir Sommerurlaub zugeben, aber ich wollte unbedingt nach Hause nach Kalifornien und zum Burning Men Festival gehen. Es war eh nur ein Callcenterjob, mit dem ich meine Miete bezahlt habe. Ich war froh, als ich da endlich raus konnte, auch weil die Arbeitsatmosphäre so vergiftet war. Gerade bin ich arbeitslos.

Wovon lebst du jetzt?
Meine Mutter hat mir für den Monat Oktober Geld leihen können. Eigentlich wollte ich aus Kalifornien gar nicht mehr nach New York zurückkehren. Am Flughafen habe ich geweint, doch meine Mutter drängte mich zu fliegen und in New York meinen Kram hinzukriegen. Tough love.

Wie soll es jetzt weiter gehen?
Gerade zweifle ich an allem. Ich will designen, also das machen, wofür ich ausgebildet wurde. Bisher hatten die Jobs, die ich machen musste, damit ich die Miete zahlen kann, nichts damit zu tun. Doch nächste Woche habe ich zwei Vorstellungsgespräche als Design-Assistentin bei großen Modeketten. Meine Mutter hat angekündigt, dass sie mir kommenden Monat nicht mehr helfen kann. Ich muss also etwas finden. Leider falle ich gerade in meine alten Muster zurück. Das passiert immer, wenn ich unter Druck gerate.

Welche Muster?
Ich habe mein Leben lang mit Depressionen gekämpft. Wenn ich in diesen schlechten Phasen stecke, neige ich dazu, zu viel zu trinken.

Was heißt zu viel?
Schon irgendwie jeden Tag. Teilweise sehr viel.

Denkst du, dass du ein Alkoholproblem hast?
Das nicht. Ich sehe mich eher als einen heftigen Wochenend- und Exzesstrinker, aber ich zittere nicht oder so was. An vielen Morgen wache ich auf und frage mich, ob der Kater es wert war. Ich habe vergangenes Jahr sechs Monate lang nichts getrunken, viel meditiert. Da ging es mir sehr gut. Ich plane jetzt wieder eine 30-tägige Entgiftungszeit, wenn ich meinen neuen Job bekomme.

Neustart.
Ich bin ein positiver Mensch. Ich glaube an mich. Dann wird auch alles gut.

Interview & Foto: Karina Rozwadowska | documents-on.com

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