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Freizeit Interview mit Ashton Kutcher: „Ich denke, dass manche Journalisten ihre Macht missbrauchen“

NEON-Redakteurin Nora Reinhardt mit Ashton Kutcher und Danny Masterson
NEON-Redakteurin Nora Reinhardt mit Ashton Kutcher und Danny Masterson (von links)
US-Schauspieler und Medienunternehmer Ashton Kutcher spricht mit NEON über Twitter, journalistische Ethik und Profitgetriebenheit. 

Ein Gespräch mit US-Star Ashton Kutcher

NEON-Redakteurin Nora Reinhardt reiste im Sommer nach Paris, um Ashton Kutcher in der Cité du Cinema zum Interview zu treffen. Wie immer sind diese Treffen vom Management streng durchgetaktet, man hat nicht viel Zeit – und oft dauert es ein halbes Jahr, bis man überhaupt eine Zusage bekommt. Anfangs hatte Ashton noch ziemlich Jet Lag, wurde dann während des Gesprächs aber immer munterer und quirliger, sodass er hemmungslos überzog. Entstanden sind deswegen zwei NEON-Interviews. Das Gespräch mit seinem guten Freund Danny Masterson über Freundschaft, Familie und Männlichkeit könnt ihr in der aktuellen Ausgabe #10 von NEON nachlesen. Im Anschluss daran sprach er noch offen über sein schwieriges Verhältnis zu Medienhäusern und Journalisten. Und etwas Interessantes passierte: Plötzlich saß nicht mehr der Womanizer und Fernsehtrottel aus „Two and a half men“ vor einem, sondern der seriöse 38-jährige Investor und Medienunternehmer Ashton Kutcher – der bereits Tausende internationale Journalisten in seinem Leben gesehen hatte. Das Verhältnis zu NEON ist übrigens nach wie vor ungetrübt gut.

Ashton, über dich wird weltweit wahnsinnig viel berichtet. Was schätzt du: Wieviel von dem, was über dich berichtet wird, ist falsch?
90 Prozent.

Wow!
20 Prozent sind nicht richtig und 70 Prozent sind komplett falsch – einfach aus der Luft gegriffen, schlichtweg ausgedacht.

Bleiben 10 Prozent Wahrheit. Nicht gerade viel.
Ja, aber ich denke, man muss dennoch differenzieren. Es gibt meiner Meinung nach zwei Arten von Medien. Die seriösen, die ein verantwortungsbewusster Kommunikator der Wahrheit sind.

Ashton Kutcher und Mila Kunis steigen in einen Wagen, während sie von Paparazzi fotografiert werden.
Ashton Kutcher mit Ehefrau Mila Kunis. Das Paar hat zwei Kinder.

Wir haben bei NEON übrigens eine Fact-Checking-Abteilung, räusper.
Genau. Und dann gibt es die anderen, die puren Blödsinn in die Welt setzen und sich Stories ausdenken und eigentlich nur berichten, um Auflage, Klicks oder Einschaltquoten zu steigern – um einen immer größeren Reibach als Medienunternehmen machen zu können. Das ist Propaganda, die von Gier getrieben ist und nur zu Unterhaltungszwecken erschaffen wird, um sich einen Marktvorteil zu verschaffen. Diese Medien veredeln Bullshit. Es gibt ziemlich viele Journalisten ohne Berufsethos.

Ach komm!
Naja, es gibt natürlich auch welche mit. Aber wenn man die Medienlandschaft nach ernstzunehmenden Medien durchkämmt, dann ist das wirklich sehr, sehr schwierig. Es gibt aber natürlich auch ziemlich tolle Medien, die wirklich darüber berichten, was in der Welt passiert und nicht im Interesse von Regierungen oder Großkonzernen arbeiten. Gerade diese Art Medien sind hochgradig wertvoll für eine Gesellschaft mit einer Gewaltenteilung.

Du bist seit zwanzig Jahren im Geschäft. Hast du das Gefühl, die Berichterstattung ist skrupelloser geworden?
Ich bin tatsächlich zu der Überzeugung gekommen, dass die meisten Medien nicht mehr ehrenwert sind. Eine sehr große Zahl der Medien arbeitet nur profit-orientiert.

Du hast 17,6 Millionen Follower und bist einer der erfolgreichsten Twitterer der Welt. Ist Twitter ein gutes Instrument für Promis, um ihre eigene Sicht der Dinge zu verbreiten – ganz ohne Medien, die dazwischengeschaltet sind?
Es kommt darauf an. Vielen Twitterern kommt es schon mehr darauf an, Follower zu gewinnen, als etwas Wahres zu verbreiten.

Das sehe ich auch so. Das Problem ist doch, dass man der Wahrheit so auch nicht näher kommt: Die meisten präsentieren sich dort geschönt. Ich denke da zum Beispiel an Kim Kardashian, die sich auf Fotos vermutlich dünner photoshoppt. Das Ganze ist doch nur Arbeit am öffentlichen Image, es ist im klassischen Sinne Eigen-PR.
Aber immerhin sind die Äußerungen jemandem eindeutig zuzuordnen, bei verifizierten Profilen. Und wenn man eine Aussage einer Person zuordnen kann, dann kann man diese Person auch dafür verantwortlich machen.

Das ist im klassischen Journalismus ja genauso.
Eben nicht. Neuerdings fehlt bei Berichten oft der Autorenname. Es fehlt einfach der Name einer Person, die sich entschieden hat, sich etwas auszudenken, aufzuschreiben und es aus Profitgier zu veröffentlichen. Derjenige Autor sollte doch zumindest dafür geradestehen, was er tut, und sich nicht verstecken. Ich denke, dass manche Journalisten ihre Macht missbrauchen. Das ist beklagenswert.

Ashton Kutcher und Mila Kunis verstecken ihre Gesichter hinter einer Baseball-Kappe
Mila Kunis und Ashton Kutcher bei einem Baseballspiel

Auf Twitter kann man aber auch ziemlich schnell übers Ziel hinausschießen. Du hast die US-Journalistin Sarah Lacy von PandoDaily via Twitter ziemlich angegriffen.
Ich kenne Sarah. Ich mag Sarah. Aber Sarah hat ihre Grenzen als Journalistin überschritten.

Sarah Lacy hat in mehreren Artikeln das Unternehmen „Uber“ kritisiert, bei dem du einer der Investoren bist. Daraufhin hast du getwittert: „What is so wrong about digging up dirt on shady journalists?“,

Also etwa: „Was ist so falsch daran, zwielichtige Journalisten in den Dreck zu ziehen?“ – War das ein Witz? Ist das noch deine Meinung? Bereust du das inzwischen?
Nein, nein, ich bereue das nicht. Das bezog sich direkt auf Sarah Lacy und in diesem konkreten Fall bereue ich das nicht. Ich denke, dass sie ein persönliches Eigeninteresse mit ihrer Geschichte verfolgt hat und dass der Artikel einen inneren moralischen Kompass vermissen ließ.

Was genau ist denn passiert?
Ich sag mal so. Wenn man mit Journalisten eine Unterhaltung „off the record“ führt – also eine vertrauliche Unterhaltung, aus der nicht zitiert werden soll – und ein Individuum dann aufgrund der eigenen persönlichen Agenda entscheidet, etwas zu schreiben, dann denke ich, dass das skrupellos ist. Ich denke, dass Sarah ihre persönliche Agenda verfolgt hat, anstatt ein unvoreingenommenes Medienmitglied zu sein.

Das ist jetzt schon etwas her und man merkt, dass du immer noch aufgebracht bist.
Die Sache ist immer noch nicht ganz aus der Welt. Ich würde meine Sicht der Dinge gerne mal richtigstellen und in einem Panel mit Sarah diskutieren.

Aber es ist ja auch nicht so, wie du sagst, dass Journalisten berichten dürfen, was sie wollen. Bei Falschberichten kann man immer einen Anwalt einschalten und rechtlich gegen Falsches vorgehen.
Allerdings!

Wieso machst du das nicht?
Doch, genau das tue ich. Jetzt gerade verklage ich ein Medienhaus, das die Grenzen überschritten hat.

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