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Freizeit „Warum ‚Tschick‘, Fatih Akin?“

Freizeit: „Warum ‚Tschick‘,  Fatih Akin?“
„Das Buch erzählt von der ultimativen Entpuppung zweier Jungs.“ Einer der beliebtesten Regisseure Deutschlands, Fatih Akin, hat einen der beliebtesten Romane der Deutschen verfilmt: „Tschick“, den Überraschungserfolg des verstorbenen Autors Wolfgang Herrndorf.

Interview: Antje Wewer | Foto: Studiocanal GmbH/Reiner Bajo

Fatih Akin, 43, Hamburger Regisseur, Sohn türkischer Einwanderer, dreht Spiel- und Dokumentarfilme („Müll im Garten Eden“). Sein größter Erfolg „Gegen die Wand“ wurde mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

„Tschick“ war ein Bestseller, da liegt die Messlatte hoch, weil viele Leser ihren eigenen Tschick im Kopf haben. Wie bist du auf den Roman gestoßen?
Ich war vor fünf Jahren auf der Buchmesse am Rowohlt-Stand und habe gefragt, ob sie mir ein geiles Buch empfehlen können. Sie haben mir damals die Taschenbuchausgabe von „Tschick“ mitgegeben.

Konntest du den Erfolg des Buchs nach dem Lesen nachvollziehen?
Ich habe das Buch an einem Tag weggehauen und wollte es sofort verfilmen! Ich habe gleich am nächsten Tag beim Verlag angerufen, um die Filmrechte zu bekommen, habe aber schnell gemerkt, dass ich einer von vielen bin. Alle Regisseure von Rang und Namen hatten schon ihr Interesse angemeldet. Herrndorf war zu dem Zeitpunkt bereits sehr krank und ist den Anfragen ausgewichen. Es war lange unklar, wer die Rechte zu welchem Deal bekommt.

Gab es beim Lesen von „Tschick“ für Dich eine Schlüsselszene?
Als Tschick und Maik zusammen im Feld liegen, in die Sterne schauen und realisieren, wie klein sie in Anbetracht des Universums sind. Eigentlich war bei der Stelle schon klar, dass ich das Buch verfilmen will.

Warum?
Weil sie von der ultimativen Entpuppung der Jungs erzählt.

Was bitte?
Na ja, was mich an „Tschick“ interessiert, ist nicht der wilde Osten, das Buddy- oder Roadmovie-Ding, sondern dass die zwei Jungs noch Teenager sind. Das ist ein ganz besonderes Alter. Die Lebensphase fasziniert mich. Man ist kein Kind mehr, aber auch noch lange nicht erwachsen. Teenager sind wie Raupen, die zu Schmetterlingen werden. Teenies sind verpuppt, sie sehen irgendwie komisch aus, durch das Hirn peitschen die Hormone, hochsensible Kids, die versuchen, einen Halt im Leben zu finden.

Hat Dich das an Deine Zeit als Teenager erinnert?
Ich bin doch der ewige Teenager, ich versuche immer noch, meine Mitte zu finden.

Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“ war ein Bestseller: Er wurde in 24 Sprachen übersetzt und verkaufte sich mehr als eine Million Mal. Ausgezeichnet wurde er mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis. Der Roman handelt von der Freundschaft des vierzehnjährigen Maik zum Außenseiter der Klasse namens Tschick: einem russischen Emigrantenkind, das trinkt und Autos knacken kann. Als Tschick und Maik beschließen, abzuhauen, beginnt ein Roadmovie durch den Osten Deutschlands. Der Film „Tschick“ startet am 15. September in den deutschen Kinos.

Wie Fatih Akin an die Filmrechte kam, obwohl sein Kollege David Wnendt sie bereits hatte, und das komplette Drehbuch in sieben Wochen über den Haufen warf, lest ihr im ganzen Interview in der aktuellen NEON.

Dieser Text ist in Ausgabe 10/2016 von NEON erschienen. Hier können Einzelhefte nachbestellt werden. NEON gibt es auch als eMagazine für iOS & Android. Auf Blendle könnt ihr die Artikel außerdem einzeln kaufen.

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